Persönlich Gerd Müller . . . gibt Klitschko einen Ball
Gerd Müller (59), engagierter Entwicklungsminister, weiß sich klar zu positionieren. Wenn die Politiker-Kollegen nach Brasilien fliegen, um in den Jubel um den Fußballweltmeister einzutauchen, bleibt er zu Hause, um so gegen ein "materialistisches Spektakel" und falsche soziale wie ökologische Entscheidungen zu protestieren. Mit etwas Verspätung macht er sich die Freude der Ballfreunde nun jedoch selbst auch zu eigen.
In Kiew schenkte er dem dortigen Bürgermeister und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko einen fair gehandelten Fußball mitsamt Deutschland-Schal, "damit Sie unserer Heimat treu bleiben", erläuterte der Minister. Er war in der Ukraine, um einen Konvoi mit Hilfsgütern in 112 Lastwagen in die Flüchtlingslager zu bringen. "Gerd Müller", erläuterte dabei Gerd Müller, sei mal "ein großer deutscher Fußballer gewesen", der "Bomber der Nation".
Der legendäre Namensvetter macht den Minister offensichtlich neidisch. Auch 40 Jahre nach dem Ausscheiden aus der Nationalmannschaft ist er derart bekannt, dass der CSU-Politiker mit dem einstigen Idol zu punkten versucht. Die Lektüre des aktuellen "Spiegel" mag ihn darin bestärkt haben. Laut Meinungsbefragung landete Müllers Kabinettskollegin Barbara Hendricks auf dem letzten von 20 Plätzen in der Rangfolge von Politikern, denen man wünschte, sie sollten künftig eine größere Rolle spielen. Das Problem dabei: 78 Prozent kannten Hendricks nicht. Das spezielle Problem für Müller: Er kam nicht einmal in diese Rangliste.
Frei nach der Devise: "Tue Gutes und inszeniere es möglichst fotogen", wollte Müller selbst hinter ein Lkw-Lenkrad, musste das Vorhaben aber aus Zeitmangel aufgeben. Der CSU-Minister trug es mit Fassung, war ihm doch wichtiger, die Botschaft in die Medien gebracht zu haben, dass die Bürgerkriegsflüchtlinge in der Ukraine angesichts ihres drohenden Schicksals im Winter nicht vergessen werden dürften.