Persönlich Georg Pazderski . . . will an die Spitze der AfD

Trotz ihrer Erfolge bei Bundestags- und Landtagswahlen zeigt die AfD, dass sie immer noch eine "rumorige Partei" ist, wie es Fraktionschef Alexander Gauland formulierte. Denn kurz vor ihrem Bundesparteitag dieses Wochenende ist nicht klar, ob sie mit einem, zwei oder drei Vorsitzenden auftreten will. Auch die Kandidaten für die Spitze stehen nicht fest, wollen sich teilweise erst während des Delegiertentreffens entscheiden. Damit rückt einer besonders ins Rampenlicht, der auf jeden Fall antreten will und dem es in Berlin bereits gelungen ist, die Doppelspitze abzuschaffen: der pensionierte Oberst Georg Pazderski (66).

Geboren in Pirmasens mit polnischen Wurzeln, machte er nach einer Kaufmannsausbildung Karriere beim Militär. Kommandeur bei den Panzergrenadieren, stationiert in Bosnien, Brüssel, den USA und Portugal, lag ihm auch nach seinem Ausscheiden aus dem Soldatendienst das Organisatorische. Als Landes-, dann als Bundesgeschäftsführer baute er die junge Partei mit auf, bevor er in Berlin an die Spitze der Partei und auch der Fraktion im Abgeordnetenhaus rückte. Nach dem Eindruck der Delegierten tat er das so überzeugend, dass sie Anfang November die Doppelspitze abschafften und ihn zum alleinigen Repräsentanten der AfD in der Hauptstadt wählten.

Pazderski gehörte stets zum Lager der (inzwischen ausgetretenen) Parteichefin Frauke Petry und befürwortete einen Kurs Richtung Übernahme von Verantwortung. Soweit bei "nationalen" und "rechten" Parolen möglich, kann man ihn als moderaten Politiker verorten. Er warnte im Zusammenhang mit den völkisch-nationalen Thesen des Thüringer AfDlers Björn Höcke vor Radikalisierung. Pazderskis Chancen sind gestiegen, weil sich AfD-Fraktionschefin Alice Weidel noch nicht zu einer Kandidatur durchringen konnte. Gegen sie spricht auch der Proporz: Sie kommt wie der derzeitige Parteichef Jörg Meuthen aus Baden-Württemberg.

Gregor Mayntz

(RP)
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