Frust-Wahl in Island

Das Ergebnis der Parlamentswahl in Island kam nicht unerwartet, es lässt sich erklären, aber es bleibt problematisch. Mit deutlicher Mehrheit kehren Konservative und Liberale, die die kleine Inselrepublik 2008 an den Rand des Staatsbankrotts geführt hatten, an die Macht zurück. Die Mitte-links-Koalition, die Island nach dem Zusammenbruch seines Bankensektors seit 2009 regierte, wurde abgestraft – trotz einer exzellenten Bilanz: Die Staatsfinanzen wurden in Rekordzeit saniert, ein internationaler Notkredit vorzeitig zurückgezahlt, die Arbeitslosigkeit auf fünf Prozent halbiert.

Aber vielen Isländern war das egal. Sie sind seit dem Bankencrash hoch verschuldet, ihre Sorgen hat die Regierung nicht ernst genug genommen. Mit dem – kaum einlösbaren – Versprechen eines 20-prozentigen Schuldenschnitts hat die Opposition die Wahl gewonnen und auch mit einer Abkehr von der EU. Beides ist populär und zeigt über Island hinaus, wie politisch brisant der Kampf gegen die Schuldenkrise in Europa ist. Die frustrierten Wähler sind sehr empfänglich geworden für einfache Parolen.

(RP)
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