Paris Regionalwahl: Front National wird zweitstärkste Kraft

Paris · "Heute Abend ist die Rechtsextreme nicht die erste Kraft Frankreichs." Schon sieben Minuten nach Schließung der letzten Wahllokale trat der französische Regierungschef Manuel Valls gestern Abend mit der guten Nachricht vor die Presse. "Ich freue mich, denn ich habe mich persönlich dafür engagiert." Der Sozialist hatte in den vergangenen Tagen unermüdlich vor einem Votum für den rechtspopulistischen Front National (FN) bei der ersten Runde der Regionalwahlen gewarnt. Und das offenbar mit Erfolg: Die Partei von Marine Le Pen hat Hochrechnungen zufolge in den Landkreisen etwa 25 Prozent erreicht. Prognosen hatten den FN im Vorfeld der Wahl bei 30 Prozent gesehen. Großer Sieger sind die Konservativen mit über 30 Prozent. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, seit Herbst Chef der konservativen UMP, sieht darin das Zeichen für einen baldigen Machtwechsel.

Etwas besser als erwartet haben die Sozialisten abgeschnitten, die auf rund 20 Prozent kamen. Bei der Europawahl im vergangenen Jahr waren es nur 14 Prozent gewesen. Allerdings musste die Regierungspartei Federn lassen. Von den 61 Départements, die sie bisher regierte, werden ihr nur etwa die Hälfte nach der zweiten Runde am kommenden Sonntag bleiben.

Auch wenn der FN nicht den Erfolg einfuhr, der ihm vorhergesagt wurde, ist die Partei mit den Wahlen nun erstmals fest in allen der 101 Départements Frankreichs verankert. In über 90 Prozent der rund 2000 Kantone - der Wahlkreise - waren die Rechtspopulisten mit Kandidaten vertreten. Im Vorfeld der Wahl waren mehrere Bewerber durch rassistische oder antisemitische Sprüche aufgefallen.

Die Erfolgsserie von Marine Le Pen und ihrer Partei hatte mit den Präsidentschaftswahlen 2012 begonnen. Die Parteichefin war damals auf knapp 18 Prozent der Stimmen und den dritten Platz hinter Präsident François Hollande und Sarkozy gekommen. Bei der Europawahl im Mai wurden die "Frontisten" mit 25 Prozent erstmals stärkste Kraft. Gestern hielten sie nun diesen Prozentsatz. Chefin Le Pen sprach von einem "massiven Votum" für ihre Partei. Valls warf sie vor, eine "dreckige Kampagne" gegen den FN geführt zu haben.

Da die Rechtspopulisten in der zweiten Runde kaum auf Verbündete setzen können, wird ein Sieg in mehr als einem oder zwei Kantonen schwierig. Sarkozy gab für die Stichwahl die Parole "Weder - noch" aus. Der Ex-Präsident wollte sich also weder auf den FN, noch auf die Sozialisten festlegen, wenn seine UMP ausscheidet. Ganz anders dagegen Valls, der klar "alle Anhänger der Republik" dazu aufrief, "gegen die Rechtsextremen eine Mauer zu bilden".

Die Wahlbeteiligung lag mit rund 50 Prozent höher als bei den vergangenen Regionalwahlen 2011.

(RP)
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