Trier Früherer Unions-Spitzenpolitiker Friedrich Merz kritisiert die CDU

Trier · Es war ein politisch engagierter Auftritt, nach dem sich viele Christdemokraten in Nordrhein-Westfalen seit langem sehnen. Der frühere Spitzenpolitiker Friedrich Merz, einst Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, trat gestern in Trier auf - und holte an der Seite der rheinland-pfälzischen CDU-Chefin Julia Klöckner zu einem innen-, wirtschafts- und außenpolitischen Rundumschlag aus. Der 58 Jahre alte Anwalt war einmal eine der großen Nachwuchshoffnungen der Union - bis er sich 2002 grollend seinem Sturz von der Unionsfraktionsspitze durch Angela Merkel fügte.

Merz geißelte eine aus seiner Sicht teilweise investitions- und technikfeindliche Haltung der Deutschen. In der Industrie werde wieder mehr verbraucht als investiert, sagte der 58-Jährige. Während China sich zum Ziel setze, in den nächsten zehn Jahren Nummer eins der Hersteller neuer Medikamente zu sein, falle Deutschland, das einst als "Apotheke der Welt" galt, spürbar zurück. Merz: "Wir können große Teile des Landes zur gentechnikfreien Zone erklären, aber dann wird sich der Diabetiker künftig das gentechnisch hergestellte Insulin eben woanders besorgen." Eine Partei, die sich christlich nenne, müsse viel mehr daran denken, wo einst der Wohlstand der Kinder herkommen soll.

Merz äußerte sich auch zu den aktuellen außenpolitischen Krisen: Er selber werfe es sich vor, dass er das 2001 im Bundestag vorgebrachte Angebot des russischen Präsidenten Wladimir Putin für eine europäisch-asiatische Freihandelszone ignoriert habe - ebenso wie die damalige Regierung um Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) es getan hatte: "Das war eine der großen Fehlentscheidungen im Umgang mit Russland", betonte Merz.

(Mc)
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