Omas wollen Elian aus USA holen Frauen sprechen mit Justizministerin in Washington

New York/Havanna (dpa). Mit einem leidenschaftlichen Appell der beiden Großmütter, den Flüchtlingsjungen Elian (Foto) Gonzalez aus den USA nach Kuba zurückzuschicken, ist der internationale Streit um das Kind in eine neue Runde gegangen. Einen Tag nach ihrer Ankunft in New York trafen die Frauen am Samstag in Washington zu einem Gespräch mit US- Justizministerin Janet Reno und Doris Meissner, der Leiterin der Einwanderungsbehörde, zusammen.

In New York hatten sie bereits gebeten, "diese Tragödie zu beenden, so dass unser Enkel so schnell wie möglich nach Hause kommen kann". Mutter und Stiefvater des Sechsjährigen waren im vergangenen November auf der Flucht mit einem Boot von Kuba in die USA ertrunken. Der Junge wurde gerettet und lebt seitdem bei Verwandten in Miami im Bundesstaat Florida. Sie gehen vor Gericht gegen die Entscheidung der US-Regierung an, Elian zu seinem leiblichen Vater auf Kuba zu bringen.

"Niemand hat das Recht, einen amerikanischen Staatsbürger aus ihm zu machen", betonte Quintana. "Er wurde auf Kuba geboren, er lebte auf Kuba, er ist Kubaner", fügte sie kämpferisch hinzu. Mit Tränen in den Augen bat Rodriguez darum, ihrer toten Tochter - Elians Mutter - Seelenfrieden zu geben. "Sie kann keinen Frieden finden, solange Elian nicht bei der Familie zurück ist."

Mit dem Treffen in Washington sei ein Dialog eröffnet worden, sagte Robert Edgar, der Generalsekretär des Nationalen Ökumenischen Kirchenrates. Die Organisation betreut die Großmütter in den USA. Über Ergebnisse teilte er nichts mit.

Der auf Kuba gebliebene Vater Juan Miguel Gonzalez hatte es aus Sicherheitsbedenken abgelehnt, in die USA zu reisen. Er hatte die beiden Großmütter in Havanna verabschiedet. "Seine einzige Botschaft ist: Das Kind muss heimkehren", berichtete Quintana. Hunderttausende Kubaner waren in den vergangenen Wochen in Havanna auf die Straße gegangen, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.

Nach dem Willen mehrerer Kongresspolitiker soll Elian amerikanischer Ehrenbürger werden, eine äußerst seltene Auszeichnung. Der republikanische Senator Connie Mack aus Florida will den Antrag am kommenden Montag einbringen. Als Ehrenbürger würde er seinen Ausländerstatus verlieren, und ein Familiengericht in den USA könnte über das künftige Sorgerecht entscheiden. Eine solche Instanz hatte Elian kürzlich dem Großonkel zugesprochen. Das US-Justizministerium hält dieses Urteil für ungültig, da der Einwanderungsbehörde das Entscheidungsrecht zukomme.

(RPO Archiv)
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