Düsseldorf Fluglotsen stimmen für Streik

Düsseldorf · Die Gewerkschaft der Flugsicherung hat neue Tarifgespräche abgelehnt und Arbeitskampfmaßnahmen noch für diese Woche beschlossen. Jetzt kann nur noch ein letztes Friedensgespräch morgen den Streik abwenden.

Die deutschen Fluglotsen werden frühestens am kommenden Donnerstag streiken. Das sagte ein Sprecher gestern nach einer Krisensitzung der Fluglotsen-Gewerkschaft GdF gegenüber unserer Zeitung. Denn vor einem möglichen Fluglotsenstreik, den die GdF gestern eigentlich schon für die laufende Woche beschlossen hat, wollen die Fluglotsen sich morgen Vormittag doch noch auf ein letztes Friedensgespräch mit ihrem Arbeitgeber, der Deutschen Flugsicherung (DFS), einlassen. "Wir werden dieses Gespräch nicht mit einer Streikankündigung im Vorfeld belasten", begründete der GdF-Sprecher die neuerliche Hängepartie für die Passagiere.

Ein Streik der Fluglotsen, mit dem die Gewerkschaft schon seit Monaten droht, würde den deutschen und weite Teile des europäischen Flugverkehrs lahmlegen. Nachdem die Schlichtung im Streit um höhere Gehälter und eine neue Tarifstruktur für die Fluglotsen am Freitagabend gescheitert war, entschied sich die GdF gestern gegen neue Tarifgespräche und für Arbeitsniederlegungen.

Nach Informationen unserer Zeitung hat sich Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) direkt nach dem Streik-Votum persönlich mit der Gewerkschaftsspitze in Verbindung gesetzt. Die Initiative zu einem letzten Friedensgespräch sei von ihm ausgegangen, heißt es in Kreisen der GdF. Die Leitung des Gesprächs, an dem morgen neben der GdF und der DFS auch der bisherige Schlichter, der Arbeitsrechtler Volker Rieble, teilnehmen wird, soll Ramsauers Staatssekretär Rainer Bomba (CDU) übernehmen.

An die Verpflichtung, einen möglichen Streik 24 Stunden vorher anzukündigen, fühlt die GdF sich weiterhin gebunden. "Das bedeutet: Wenn überhaupt, streiken wir also frühestens Donnerstag", so der Sprecher. Verhindert werden könne der Streik aber nur, wenn die Deutsche Flugsicherung ein neues Angebot vorlege. "Nach Mittwoch wird nicht mehr geredet. Dann wird gestreikt", so der Sprecher.

Der Streit zwischen den Fluglotsen und der staatlichen Flugsicherung zieht sich seit Anfang des Jahres hin und spitzte sich Anfang August erstmals zu. Die Lotsen wollten seither zweimal je einen Vormittag lang den Flugverkehr stillegen, wurden jedoch beide Male vorher von Gerichten gestoppt.

Die Lotsen, die für ihren ungewöhnlich anstrengenden Dienst durchschnittlich rund 100 000 Euro Gehalt pro Jahr bekommen, forderten ursprünglich eine Gehaltserhöhung von 6,5 Prozent. Die Deutsche Flugsicherung bietet ihnen eine Erhöhung von zwei Prozent für fünf Monate und danach eine Erhöhung um 3,2 Prozent an. "Damit können wir leben", hieß es gestern in GdF-Verhandlungskreisen. Wichtigster Streitpunkt sei aber noch der Eingruppierungsvertrag, der den Beförderungs-Rhythmus regelt und bestimmte Tätigkeiten für besonders erfahrene Lotsen reserviert.

Unabhängig von den Fluglotsen sorgten gestern Informationsveranstaltungen des Flughafen-Bodenpersonals für Unregelmäßigkeiten im Flugverkehr. Die Angestellten kritisieren einen Vorstoß der EU, die mehr Wettbewerb an den Flughäfen will. In Düsseldorf gab es rund 30 Verspätungen.

(RP)
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