Wir in NRW Flüchtlingskinder gerechter auf die Schulen verteilen

Düsseldorf · In den Städten ist die Kluft zwischen armen und reichen Vierteln groß. Potenziert werden die Fehler einer verfehlten Wohnungspolitik durch eine unfaire Verteilung der Flüchtlinge. Das zeigt sich besonders in den Schulen.

Wir in NRW: Flüchtlingskinder gerechter auf die Schulen verteilen
Foto: Andreas Krebs

Hier wohnen die Reichen, da die Armen. In Deutschland hat sich die Kluft zwischen wohlhabenden und sozial benachteiligten Vierteln in den großen Städten zuletzt immer mehr vertieft.

Das war nicht immer so. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine kurze Phase der sozialen Durchmischung in den Städten. Doch schon in den 1950er und erst recht in den 60er und 70er Jahren entstanden Großwohnsiedlungen mit zum Teil Zehntausenden Bewohnern wie die Neue Vahr in Bremen, die Grindelbergbauten in Hamburg, das Hansa-Viertel in Berlin oder Köln-Bocklemünd, von denen viele später zu sozialen Ghettos wurden.

Von einer ausgewogenen Mischung in den Vierteln kann auch in den meisten anderen Städten längst keine Rede mehr sein. Die Fehler dieser Wohnungsbaupolitik wirken bis heute nach. Das Bestreben der Wohlhabenden, unter sich zu bleiben, trug zusätzlich zur wachsenden Segregation bei.

Diese Fehler werden nun auch noch durch eine verfehlte Verteilung der Flüchtlinge potenziert. Nicht die absolute Zahl der Neuankömmlinge macht Probleme, sondern ihre Verteilung. Stadtviertel, die ohnehin schon belastet sind, kommen schneller an ihre Grenzen - das findet bisher nicht ausreichend Berücksichtigung.

Besonders deutlich wird dies in den Schulen: Mancherorts in Nordrhein-Westfalen liegt der Ausländeranteil in den Klassen deutlich über 50 Prozent. In einer Umgebung, in der die meisten Kinder aber ohnehin kaum Deutsch sprechen, wird die Integration der Flüchtlinge zu einer kaum lösbaren Aufgabe.

Umgekehrt finden sich in vielen gut situierten Gegenden pro Klasse allenfalls zwei oder drei Kinder, die zugewandert sind und die deutsche Sprache erst noch lernen müssen. Sie in den Schulbetrieb und die Klassengemeinschaften zu integrieren, ist meist nach einer gewissen Anlaufphase keine große Sache.

Die neue NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kennt das Problem. Schon in ihrer Zeit als schulpolitische Sprecherin forderte sie: "Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Flüchtlings- und anderen Kindern muss sichergestellt sein." Als Ministerin versprach sie, die Vorbereitungsklassen zu stärken, damit die Kinder schneller Deutsch lernen. Dazu will sie nun auch verstärkt die Ferienzeiten nutzen und Flüchtlingskinder in den Schulen unterrichten lassen.

Schaden kann das nicht. Vielversprechender aber wäre es, die Verteilung auf die Schulen besser zu steuern. Damit würde sich manch andere Anstrengung erübrigen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(kib)
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