Persönlich Felipe VI. von Spanien . . . sucht eine Regierung

Ein König, der zwischen Republikanern vermitteln muss, das gibt es eben nur in Spanien. Seit der Parlamentswahl am 20. Dezember verhandeln die spanischen Parteien ebenso ausdauernd wie erfolglos über die Bildung einer neuen Regierung. Und Felipe VI. steckt mittendrin. Er empfängt die Matadore zu Einzelgesprächen, er erteilt offiziell den Auftrag zur Regierungsbildung. Am Dienstagabend nominierte er Sozialisten-Chef Pedro Sánchez als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt, nachdem es dem amtierenden Regierungschef Mariano Rajoy trotz aller Versuche nicht gelungen war, eine neue Parlamentsmehrheit rund um seine Konservativen zu organisieren.

Eine delikate Angelegenheit für den 48-jährigen König. Denn die möglichen Bündnispartner der Sozialisten haben es in sich: Die drittgrößte Fraktion im neuen Parlament, die linke Podemos, will so schnell wie möglich über den Fortbestand der Monarchie in Spanien abstimmen. Und für die Separatisten aus Katalonien ist Felipe ohnehin ein rotes Tuch. Im Stadion des FC Barcelona haben ihn die Fans unlängst gnadenlos ausgepfiffen; seither meidet der Monarch Auftritte in Katalonien.

Im Rest des Landes muss sich Felipe dagegen keine Sorgen um seine Popularität machen. Die Spanier honorieren, dass er so viel ernsthafter ist als sein Vater, der mit seinem Hang zum Jetset, Elefantenjagen und zu Affären die Dynastie in seinen letzten Amtsjahren sehr in Verruf gebracht hatte. Verglichen mit dem Herrn Papa wirkt Felipe beinahe steif, auf jeden Fall aber betont bescheiden: Protzige Staatsgeschenke nimmt er nicht mehr an, und die Bezüge der Königsfamilie werden nun transparent im Staatshaushalt ausgewiesen.

Ohnehin haben viele Spanier den Eindruck, dass Felipes Frau Letizia, eine frühere TV-Journalistin, dafür sorgt, dass ihr König auf dem Boden bleibt. Nun muss es ihm nur gelingen, seine erste Regierungskrise zu managen.

(RP)
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