Wolfgang Kubicki "FDP wird den Marathonlauf bestehen"

Der Vizechef der Liberalen über "Phantomschmerzen"nach der Wahl und die Unterstützung für Schröder.

Ist die FDP wieder da?

Kubicki Sie war nie ganz weg. Sie hat jetzt Kraft und Mut gesammelt für die letzten 14 Tage des Wahlkampfes zu den Kommunal- und Europawahlen. Es war ein Arbeitsparteitag, bei dem aber auch deutlich geworden ist, dass der Phantomschmerz nach dem Rausfallen aus dem Bundestag überwunden ist.

Haben Sie das Tal der Tränen wirklich schon durchschritten? Bei den Landtagswahlen im Herbst im Osten sieht es nicht toll für die FDP aus.

Kubicki Entscheidend ist doch, dass die Partei wieder motiviert und kampfeslustig ist. Egal was bei diesen Wahlen passiert, es wird keine neuen Richtungsdebatten und Personaldiskussionen geben. Die Partei hat sich auf den Marathonlauf eingestellt und wird ihn auch bestehen.

Linken-Fraktionschef Gysi reist nach Moskau - brauchen wir mehr Gespräche oder mehr Isolierung Putins?

Kubicki Wer miteinander spricht, verringert die Gefahr, aufeinander zu schießen. Unabhängig von den Zweifeln, ob ausgerechnet Gysi ein geeigneter Vermittler ist, gibt es ausreichend Ebenen, auf denen sich der Kontakt weiter pflegen lässt. So werden auch schleswig-holsteinische Politiker im Rahmen der Ostsee-Parlamentarierkonferenz bald in Kaliningrad mit ihren russischen Kollegen sprechen. Wir müssen deutlich machen, dass deutsche und russische Politiker das gemeinsame Interesse haben, zum Wohlstand ihrer Völker beizutragen. So kann Russland auf den Pfad der Tugend zurückgeholt und dahin gebracht werden zu akzeptieren, dass eine Veränderung von Grenzen nur mit friedlichen Mitteln möglich ist.

Ex-Kanzler Schröder gibt Europa die Schuld an der Ukraine-Krise . . .

Kubicki Europa trägt genauso wenig die Schuld für die Ukraine-Krise wie Russland. Wir müssen dazu beitragen, dass in der Ukraine stabile demokratische Verhältnisse wiederhergestellt werden können und vor allem die Ukraine selbst die Sicherheit ihrer Staatsbürger gewährleisten kann. Das schaffen nur alle gemeinsam: Die Ukraine zusammen mit Russland, Amerika und Europa. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich höre, dass dort Mitglieder des rechten Sektors mit Hakenkreuzen auf den Oberarmen zu Freiheitskämpfern stilisiert werden. Da ist auf allen Seiten viel zu tun, und das geht nur im Dialog.

Wie sehen Sie das Agieren Schröders?

Kubicki Er hat ein bemerkenswertes Interview gegeben. Ich finde, unabhängig von der Frage, ob man ihn mag oder nicht, sollte man gelegentlich auch auf ihn hören. Es ist doch richtig, dass es keine militärische Option geben kann und deshalb auch Sanktionsdrohungen nicht weiterhelfen.

GREGOR MAYNTZ STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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