FDP-Vize: "Ampel-Koalition im Bund undenkbar"

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Holger Zastrow über Koalitionen, den Wiederaufstieg der FDP und die Zukunft von Parteichef Philipp Rösler

Die NRW-FDP liebäugelt mit der Ampel-Koalition. Was halten Sie davon?

Zastrow Bündnisse entscheiden bei uns die Landesverbände eigenständig. Da möchte ich der NRW-FDP nicht hineinreden.

Halten Sie eine solche Konstellation im Bund für möglich?

Zastrow Eine Ampel-Koalition im Bund halte ich für ausgeschlossen. Es gibt für die FDP nur einen natürlichen Verbündeten, und das ist die Union, auch wenn sie sich in irritierender Art und Weise immer stärker sozialdemokratisiert. Aber das ist auch Chance und Pflicht für uns. Wir sind die einzige Partei, die noch ohne Wenn und Aber die Werte der Marktwirtschaft hochhält. Die bürgerlichen Wähler haben nur noch die FDP als marktwirtschaftliches und freiheitliches Korrektiv.

Das sehen derzeit in Deutschland nur drei Prozent der Wähler so.

Zastrow Ja, aber wenn es die FDP nicht schon gäbe, müsste man sie genau jetzt erfinden. Unser Kampf für Freiheit, Leistungsgerechtigkeit, fairen Wettbewerb, Schutz des geistigen Eigentums und Individualität statt Kollektivismus unterscheidet uns klar von allen anderen. Es wird immer mehr Platz frei, wenn alle Parteien dem linksgrünen Zeitgeist folgen und auch die CDU Prinzipien opfert und nach links rutscht. Herr Röttgen und Herr Laumann stehen für diese Entwicklung.

Also zurück zu einer marktliberal orientierten FDP?

Zastrow Wir fahren einen klaren ordnungspolitischen Kurs, wie wir ihn bei der Ablehnung staatlicher Hilfen für Schlecker demonstriert haben.

Ist das mitfühlender Liberalismus?

Zastrow Ich fühle mit den Schlecker-Mitarbeitern, nicht mit einem gescheiterten Geschäftsmodell. Aber ich fühle auch mit den 80 Prozent kleiner selbstständiger Drogisten im Raum Dresden, die oft auch durch den Druck großer Ketten wie Schlecker dichtmachen mussten. Für die hat auch kein Gewerkschafter staatliche Hilfen gefordert und Mahnwachen abgehalten. Im Übrigen kann ich mit dem Begriff an sich nichts anfangen. Ich stehe für einen Liberalismus ohne Adjektive, ohne Schubladen. Wir sind kein intellektueller Debattierclub, sondern eine Partei, die nahe an den Menschen dran ist. Für uns geht Freiheit immer mit Verantwortung einher. Das ist auch der Unterschied zu den Piraten, die von Freiheit reden, aber in Wirklichkeit Anarchie meinen und beispielsweise Eigentumsrechte wie Urheberrechte im Internet schleifen wollen.

Wie groß ist der Rückhalt für Parteichef Philipp Rösler?

Zastrow Sehr groß.

Bleibt er auch bei Wahlniederlagen?

Zastrow Natürlich bleibt er das. Wir werden in Kiel und in Düsseldorf in den Landtag einziehen und den Wiederaufstieg der FDP mit Philipp Rösler an der Spitze sehen.

Michael Bröcker fasste das Gespräch zusammen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort