Stuttgart FDP macht sich bei Dreikönigstreffen trotzig Mut

Stuttgart · Nach 20 Minuten kommt Philipp Rösler in seiner mit Spannung erwarteten Rede zum Dreikönigstag im Stuttgarter Staatstheater zu der Passage, in der er Rot-Grün frontal angehen will. Den Grünen-Demonstranten, die sich in die Zuschauerbänke geschummelt haben, ruft er herausfordernd zu: "Ihr Grünen müsst jetzt ganz tapfer sein." Sofort kommt das Gejohle zurück: "Du aber auch!"

Es ist der Moment, in dem die FDP-Spitze tatsächlich tapfer sein muss. Auf den iPhones und Blackberrys schlägt die Eilmeldung aus Saarbrücken auf, dass die CDU-Ministerpräsidentin die Koalition wegen des desolaten Zustands der FDP aufgekündigt hat. Von einem "unfreundlichen Akt" spricht Entwicklungsminister Dirk Niebel, der eben in seiner Rede noch Glück, Erfolg und "Liebe" gewünscht hat. Nein, da ist keine Liebe gegenüber den Liberalen in der Welt. Zum Dreikönigstag sehen die Umfragen die FDP bei zwei Prozent.

Und so geht Rösler trotzig ans Mutmachen. Deutschland gehe es heute besser als unter Rot-Grün, besser als unter Schwarz-Rot, und dass die Deutschen in der Welt so beliebt seien, erkläre sich nicht trotz der Liberalen in der Regierung und Guido Westerwelle im Außenamt, sondern gerade deswegen. Es sind Streicheleinheiten für eine geschundene Partei. Aber einen Ruck vermag Rösler damit nicht zu bewirken. Dabei hat er eigens seinen Stil geändert: Nach zwei zentralen, frei gehaltenen Parteitagsreden in Rostock und Frankfurt stützt er sich nun ganz konventionell auf ein Manuskript. Er fürchtete im Vorhinein, das könne ihm als Schwäche ausgelegt werden. Doch die Rhetorik trifft so besser und auf den Punkt.

Mehrere Wochen hat er mit Freunden und Vertrauten an dem Text gesessen, diverse Optionen verworfen und sich schließlich für WWW entschieden – für "Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand" als Erkennungsmerkmal der FDP. Er empfiehlt die Liberalen als "das gelebte Gegenmodell zu den Pessimisten und Miesmachern", legt sich mit CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble an, weil auch der sich für die Begrenzung des Wachstums ausgesprochen habe. Mit Wachstum will die FDP indes das neue Ziel erreichen: "Deutschland schuldenfrei." Für das "Lebensgefühl Liberalismus" lohne es sich, aufrecht zu stehen und zu kämpfen. Der Beifall ist höflich.

Ende der Vorstellung. Draußen flattert die blaue Fahne, auf der nicht FDP steht, sondern der Theaterspielplan. "Der Widerspenstigen Zähmung" ist zu lesen. Ob sie Rösler geglückt ist? Er selbst legt die Messlatte auf den 6. Mai: Die Wahl in Schleswig-Holstein werde die FDP "gemeinsam gewinnen". Vielleicht geht es vorher schon im Saarland darum, ob der zentrale neue Begriff der FDP, das Wachstum, auch für die FDP selbst gilt.

(RP)
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