NRW begrüßt das neue Jahr Fazit: Keine besonderen Vorkommnisse

Düsseldorf (dpa/lnw). Mit lautem Jubel und glitzerndem Funkenregen haben die Menschen zwischen Rhein und Weser das neue Jahrtausend eindrucksvoll begrüßt. Hunderttausende feierten in den Innenstädten mit Sekt, Wunderkerzen und Raketen ausgelassen den Jahreswechsel.

Die Großunternehmen an Rhein und Ruhr hatten mit dem Jahreswechsel keinerlei technische Probleme. Dies meldeten am Sonntag übereinstimmend Chemiekonzerne ebenso wie Energieversorger oder Großbanken. Der neue Vorstandsvorsitzende der RAG, Karl Starzacher, verbrachte die kritischen Minuten mit den Beschäftigten auf der Schachtanlage Auguste Victoria in Marl. Damit wollte er nach Konzernmitteilung als Neuling im Amt der Belegschaft auch seinen Dank sagen.

Mit einem Aufwand von 200 Millionen Euro hat der Chemie- und Pharmakonzern Bayer AG seine Computer Jahr-2000-sicher gemacht und weltweit keine Pannen zu verzeichnen. Auch der Düsseldorfer Chemie- Riese Henkel war mit rund 6 000 Angestellten rund um den Globus in 70 Ländern für den kritischen Moment gerüstet. Weltweit wachten für die Westdeutsche Landesbank (WestLB) rund 1 800 Mitarbeiter über den Lauf der Dinge. Ebenso bei der Deutschen Bahn in NRW sei der Datumswechsel "erwartungsgemäß reibungslos" verlaufen. Am Düsseldorfer Flughafen standen vorsichtshalber rund 400, bei Rheinbraun 300 Mitarbeiter für den "Fall der Fälle" bereit. Auch hier von Pannen keine Spur.

In den 100 Lagezentren der Deutschen Telekom waren bundesweit zusätzlich 7 600 Angestellte im Einsatz, die zunächst auf Silvester- Sekt verzichten mussten. Planmäßig strömte in der Silvester- und Neujahrsnacht das Erdgas in den Röhren der Thyssengas, für den Strom- und Fernwärmeproduzenten STEAG verlief die kritische Phase ebenso normal wie für die VEW Energie AG, die nach dem Jahreswechsel meldete: "Das Licht brannte und warm blieb es auch."

Überschattet wurde der Trubel von tragischen Unglücksfällen, Bränden und rücksichtslosen Zeitgenossen, die wie in Düsseldorf ihre Böller einfach in die Menschenmenge warfen. Insgesamt zählte die Feuerwehr in der Düsseldorfer Altstadt 200 Verletzte. Andernorts hingegen war die "Nacht der Nächte" fast ruhiger als eine "normale" Silvesternacht.

"Das war nicht mehr normal, die Leute waren total abgedreht", zeigte sich ein Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr schockiert über die Ereignisse in der Düsseldorfer Altstadt. Am Rheinufer hatten sich Tausende von Menschen zum Feiern eingefunden. Manche Betrunkene knallten laut Feuerwehr ihren Nachbarn die Sektgläser auf den Kopf oder warfen mit Böllern um sich. Durch Glasscherben und Feuerwerkskörper erlitten viele Gesichts- und Augenverletzungen. In drei Fällen mussten Notoperationen vorgenommen werden. Zeitweise waren in der Altstadt 28 Rettungswagen gleichzeitig im Einsatz.

Vorsorglich hatte auch die Feuerwehr in Köln ihre Personalstärke mehr als verdoppelt. Bei 222 Rettungseinsätzen wurde Erste Hilfe geleistet. Dennoch blieb es rund um den Dom, wo etwa 250 000 Menschen feierten, meist friedlich. In Bonn bestaunten Zehntausende rund um das Bundeshaus die Farbenpracht des Feuerwerks aus tausend Raketen. Ruhiger als erwartet verlief die Millennium-Nacht in Münster. Mit rund 100 Einsätzen lag die Zahl der Hilferufe sogar unter der des Vorjahres. Meistens mussten die Beamten Schlägereien schlichten und randalierende Personen zur Raison bringen.

Bei zahlreichen Bränden entstand erheblicher Sachschaden. In Münster wurden durch ein Feuer fünf Wohnungen zerstört und 20 weitere in Mitleidenschaft gezogen. Der Schaden geht nach Angaben der Stadt in die Millionen. Möglicherweise wurde das Feuer durch eine Rakete ausgelöst. In Bielefeld entzündeten Feuerwerkskörper in einer Entsorgungsfirma 100 Pressballen Papier und 50 Pressballen mit Kunststoffmaterial. Auch andernorts lösten Raketen zumeist kleinere Brände aus.

Tödliche Folgen hatte der Fund eines Revolvers für eine 43-Jährige in Gelsenkirchen. Der Schwager des späteren Opfers hatte die Waffe auf der Straße kurz nach Mitternacht gefunden und sie offenbar für eine Attrappe gehalten. Beim Hantieren löste sich ein Schuss und traf die 43-Jährige in den Hals. Die Frau starb trotz sofortiger Behandlung durch den Notarzt noch auf der Straße.

In Oberhausen sind vier junge Menschen wenige Stunden nach Silvester tödlich verunglückt. Bei der Kollision mit einem Linienbus wurde der Wagen der vier Freunde regelrecht zerfetzt. Die drei Männer im Alter von 17, 19 und 23 Jahren aus Oberhausen sowie die 19-jährige Mitfahrerin aus Duisburg starben noch am Unfallort, berichtete die Polizei am Samstag. In dem Linienbus ("Nachtexpress") wurden zwölf Fahrgäste bei dem Aufprall leicht verletzt. Möglicherweise war der 19-jährige Fahrer trotz roter Ampel in die Kreuzung gefahren.

In vielen Städten blieb es ruhiger als in anderen Jahren. "Die Leute sind erstaunlich diszipliniert gewesen", sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle in Unna. Die Essener Polizei verglich die 123 Einsätze mit einer "lauen Wochenendnacht im Sommer".

Nach der ersten Erleichterung warten Datenexperten jetzt auf die zweite Computerrunde am Montag. Dann müssten sich die Systeme in zahlreichen Unternehmen und Banken als 2000-tauglich erweisen, sagte Jan Knop vom Rechenzentrum der Uni Düsseldorf.

(RPO Archiv)
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