Düsseldorf Fast alle Taschendiebe kommen davon

Düsseldorf · Die neue Landesregierung will, dass gestohlene Handys geortet werden dürfen.

Die meisten Taschendiebe in NRW kommen ungeschoren davon. Nur knapp sechs Prozent der über 50.000 Fälle im Jahr können aufgeklärt werden. Diese Zahlen nannte gestern der neue NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zum Start der landesweiten Aktionswoche "Augen auf und Tasche zu" in Düsseldorf. Im vergangenen Jahr hätten die Täter in NRW über 15 Millionen Euro an Schäden verursacht.

Viele Taschendiebe seien in Banden organisierte Mehrfachtäter, berichtete Reul. Fast 80 Prozent seien nicht deutsch. Besonders hoch sei der Anteil algerischer und marokkanischer Tatverdächtiger. Frauen werden besonders häufig Opfer von Taschendieben, weil "die Handtasche das Tatobjekt Nummer eins" sei, warnte Kriminalhauptkommissar Dirk Sybertz von der Düsseldorfer Sonderkommission "Pocket". Beliebte Tricks: Mit mehreren Leuten künstliche Staus erzeugen, um Opfer im Gedränge zu bestehlen oder Taschen mit Straßenkarten verdecken und Auskunftswillige während des Erklärens bestehlen.

Dabei will die neue Landesregierung auch Gesetze auf den Prüfstand stellen. Beispiel Handy-Klau: Allein in Düsseldorf gibt es rund 4000 Fälle pro Jahr. Die Besitzer sehen das teure Stück in der Regel nie wieder, denn die Polizei darf es aus Datenschutzgründen nicht orten. Voraussetzung dafür wäre der Verdacht auf eine schwere Straftat und eine richterliche Genehmigung. "Wir müssen darüber nachdenken, dass der Datenschutz so gestaltet wird, dass er am Ende nicht den Tätern hilft, sondern den ermittelnden Beamten", unterstrich Reul. Der Minister bekannte gestern, Taschendieben selbst schon Gelegenheit zur leichten Beute geboten zu haben. "Da habe ich in Düsseldorf fröhlich Kaffee getrunken, die Jacke über den Stuhl gehängt und als ich bezahlen wollte, war das Portemonnaie zwar noch da, aber leer."

(RP)
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