Stockholm Faröer-Inseln schlagen Profit aus der Ukraine-Krise

Stockholm · Wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner. Ganze Branchen in der EU leiden seit Sommer 2014 massiv an den Handelsbeschränkungen zwischen der EU und Russland. Die knapp 49 000 Einwohner zählende Inselgruppe der Färoer im Nordatlantik feiert dahingegen einen richtigen Wirtschaftsboom

Die Faröer gehören zwar wie Grönland zum Königreich Dänemark und entsenden auch Abgeordnete ins dänische Parlament. Allerdings dürfen sie allein über ihre Handelsbeziehungen bestimmen und gehören nicht zur EU. Deshalb und weil die Entfernungen für den Transport von frischem Fisch nach Russland nicht zu weit sind, stiegen die Umsätze seiner Lachsproduzenten seit dem Sommer rapide an. Dazu trägt bei, dass mit Norwegen auch der größte Lachsproduzent der Welt vom Importverbot Russlands betroffen ist.

Allein vom September bis Dezember 2014 hat die Inselgruppe rund 12 000 Tonnen Lachs nach Russland exportiert. Und dies zu einem Preis, der rund 25 Prozent über den marktüblichen Niveau liegt. Der Anteil Russlands unter den Abnehmern stieg in diesem Zeitraum von sieben auf 40 Prozent an.

Das Mutterland Dänemark sieht das Wirtschaftswunder auf seinen Inseln mit diplomatisch zurückhaltendem Unmut. Denn als Kopenhagen zusammen mit den anderen EU-Regierungen Sanktionen gegen Russland verabschiedete, die Moskau mit Einfuhrverboten für Lebensmittel konterte, soll Kaj Leo Holm Johannesen, Regierungschef der Färöer, sofort nach Moskau geeilt sein, um die lukrativen Handelsvereinbarungen an Land zu ziehen.

Der dänische Außenminister Martin Lidegaard rief die Inseln dazu auf, die Sanktionen nicht zur Profitmaximierung zu nutzen. "Wir haben alle die Verantwortung, sicherzustellen, dass niemand aus den Marktanteilsverlusten durch die Sanktionen Kapital schlägt. Ich vertraue darauf, dass die Färöer die richtige Balance finden", appellierte er. Vergeblich.

(RP)
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