Berlin Fachkräfte – wir suchen Kollegen

Berlin · Die Zahl der Professionen, in denen es Monate dauert, bis Stellen nachbesetzt werden können, nimmt drastisch zu. Vier Spezialisten aus unserer Region werben beispielhaft für ihren Beruf.

Ingenieure, Klempner, Lokführer, Altenpfleger und Ärzte — wer in Deutschland einen krisensicheren Job sucht, sollte einen dieser Berufe ergreifen. Sie zählen zu den Berufsgruppen, in denen Fachkräftemangel herrscht. Wie eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit zeigt, ist die Zahl der Berufsgruppen, in denen die Arbeitgeber händeringend nach gut ausgebildetem Personal suchen, im vergangenen Jahr von 16 auf 20 gestiegen. Auffällig ist, dass auch in nicht-akademischen Jobs der Mangel an Fachkräften zugenommen hat.

Neu in der Liste der Mangelberufe sind vor allem Stellen bei der Bahn: Dass Betriebsführer fehlen, war im vergangenen Sommer am Mainzer Hauptbahnhof zu spüren, der wegen Personalnot teilweise lahmgelegt war. Auch Lokführer und Fachkräfte zur Wartung von Schienen und Weichen fehlen der Deutschen Bahn.

Wer ein verstopftes Waschbecken oder eine defekte Klimaanlage zu Hause hat, könnte künftig länger auf Hilfe warten. Handwerker aus diesen Gruppen gibt es zu wenige.

Die Not ist in den Regionen unterschiedlich ausgeprägt, im Westen ist sie größer als im Osten. In Nordrhein-Westfalen zeigt sich der Mangel in den Branchen Metallbearbeitung, Elektrotechnik, Technisches Zeichnen sowie Ver- und Entsorgung, wozu beispielsweise die Müllabfuhr, Straßenreinigung und auch die Wasserversorgung zählen.

Unternehmen, die Maschinen- und Fahrzeugtechnik-Ingenieure suchen, könnten vor allem im Osten, in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen erfolgreich sein. In diesen Ländern liegt die Zahl der arbeitslosen Fachkräfte noch höher als die Zahl der offenen Stellen.

Die Zeitspanne, die ein Arbeitgeber benötigt, um eine freie Stelle neu zu besetzen, zeigt die Brisanz des Fachkräftemangels in den einzelnen Berufsgruppen. Am längsten suchen die Arbeitgeber mit durchschnittlich 172 Tagen nach Ärzten. Die Stellenbesetzung bei Ingenieuren in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik dauert im Schnitt 141 Tage. In der Altenpflege sind es 131 Tage.

"Wir haben weiterhin bundesweit einen gravierenden Mangel an examinierten Altenpflegekräften", sagte Raimund Becker, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, unserer Zeitung. So kommen nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit auf 100 gemeldete Stellen nur 39 arbeitslose Fachkräfte. Für einen gesättigten Markt müssten es 300 sein. Damit ist die Lage beim Fachkräftemangel in der Altenpflege im Vergleich zu allen anderen Berufsgruppen am dramatischsten. Der Mangel herrscht bundesweit. Becker sprach sich für einen Mix aus Weiterbildung von Altenpflegehelfern zu Fachkräften und Anwerbung aus dem Ausland aus, um künftig wieder mehr Stellen besetzen zu können.

(qua)
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