Persönlich Fabiola Gianotti . . . beschleunigt Teilchen

Die Europäische Organisation für Kernforschung, kurz Cern, wird ab 2016 zum ersten Mal in ihrer 60-jährigen Geschichte von einer Frau geleitet. Die italienische Teilchenphysikerin Fabiola Gianotti wird im Januar übernächsten Jahres die Nachfolge des deutschen Cern-Generaldirektors Rolf-Dieter Heuer antreten.

Tatsächlich sind Physikerinnen selten in Führungspositionen zu finden. Gianotti zählt zu den erfolgreichsten Köpfen der Großforschungseinrichtung, die ihren Sitz im Kanton Genf hat. Die 52-Jährige leitete von 2009 bis 2013 die Atlas-Arbeitsgruppe, die am Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) nach dem Higgs-Teilchen gefahndet hatte. Dessen Existenz hatten knapp ein halbes Jahrhundert zuvor der Brite Peter Higgs und der Belgier François Englert vorausgesagt. Nachdem ihre Theorie am Cern bewiesen worden war, erhielten die beiden Forscher 2013 den Physik-Nobelpreis. Es war Gianotti, die die Teilchen-Entdeckung der ganzen Welt präsentierte.

Es sei eine große Ehre, als zukünftige Generaldirektorin ausgesucht worden zu sein, ließ sich Gianotti gestern in einer Mitteilung des Cern zitieren und lobte ihren Arbeitgeber: "Cern ist ein Zentrum der wissenschaftlichen Exzellenz und eine Quelle des Stolzes und der Inspiration für Physiker aus der ganzen Welt." Gianotti habe man wegen ihrer Erfahrung und ihrer "Visionen für die Zukunft des Cern als eines der weltweit führenden Beschleuniger-Labore" ausgewählt, so Ratspräsidentin Agnieszka Zalewska. Bis zum Amtsantritt 2016 wird Gianotti eng mit Rolf-Dieter Heuer zusammenarbeiten.

Mediale Aufmerksamkeit ist der Italienerin nicht fremd: 2012 wurde sie vom US-amerikanischen "Time Magazine" auf Platz fünf der wichtigsten Personen des Jahres gewählt. Dabei begann Gianottis Karriere ganz anders: Bevor sie an der Universität in Mailand Physik studierte, suchte sie die Antworten auf ihre Fragen in der Philosophie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort