"Herber Rückschlag befürchtet" Exportprobleme wegen zweifelhafter BSE-Test?

Berlin/München (rpo). Das Verbraucherschutzministerium befürchtet wegen der zweifelhaften BSE-Tests in Bayern massive Exportprobleme für die deutschen Rinderbetriebe.

Das möglicherweise unzureichend getestete Fleisch sei nicht nur als humanitäre Hilfe nach Nordkorea, sondern auch nach Russland und Schweden geliefert worden, sagte Agrar-Staatssekretär Alexander Müller am Donnerstag in Berlin

Die Anstrengungen der vergangenen Monate, den in Folge der BSE-Krise eingebrochenen Exportmarkt wiederzubeleben, drohten nun einen "herben Rückschlag" zu erleiden.

In dem Westheimer Labor der Firma Milan waren seit Juli 2001 fast 40 000 BSE-Tests gemacht worden, die sämtlich negativ blieben, in mindestens 270 Fällen möglicherweise nicht korrekt waren. Die Zweigstelle ist inzwischen geschlossen, der Mutterfirma in Passau wurde die Zulassung für BSE-Tests entzogen. Müller sagte, die bayerischen Behörden müssten rasch prüfen, ob das negativ auf BSE getestete Fleisch - mit Ausnahme der 270 unkorrekten Fälle - markttauglich war.

Wegen der fragwürdigen BSE-Tests wurde außerdem in Wilhelmshaven die Verladung von 6000 Rindfleisch für die dritte Lieferung in das Not leidende Nordkorea gestoppt. Darunter waren auch 1400 Tonnen der Firma Südfleisch, die in Westheim auf BSE testen ließ. Anhand der Schlachtnummern wird das Fleisch derzeit aussortiert.

Die Nordkorea-Lieferung könne zwar mit anderem Fleisch aufgefüllt werden, jedoch drohe die Freigabe durch den zuständigen EU- Verwaltungsausschuss bis Mitte Februar verzögert zu werden, sagte Müller. Ursprünglich sollte das Kühlschiff in diesen Tagen auslaufen. Nun verlängert sich die Liegezeit.

Auch die zweite Rindfleisch-Lieferung, die in Kürze in Nordkorea eintreffen soll, enthält in Westheim getestetes Fleisch. Darunter sei zwar kein Fleisch der 270 Rinder, die fehlerhaft getestet worden waren, sagte Müller. Wenn aber die gesamte in Westheim getestete Charge für unzuverlässig erklärt werde, könne das betroffene Fleisch kaum noch aussortiert werden.

Inzwischen gerät die Firma Südfleisch unter Druck, von der die meisten der in Westheim getesteten Fleischproben stammen sollen. Südfleisch lässt nach Angaben eines Sprechers derzeit eine Schadensersatzforderung gegen Bayern prüfen. Bereits jetzt sei dem Unternehmen ein Schaden von mehreren Millionen Euro entstanden.

Der bayerische Verbraucherschutzminister Eberhard Sinner (CSU) hatte Südfleisch vorgeworfen, seine Sorgfaltspflichten vernachlässigt zu haben. Südfleisch wies die Vorwürfe am Donnerstag mit der Begründung zurück, das Fleisch sei nach den Tests in Westheim von amtlichen Tierärzten an den Schlachthöfen für verkehrs- und verzehrfähig erklärt worden.

(RPO Archiv)
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