Inflation durch Verfall der Gemeinschaftswährung Experten warnen vor Folgen der Euroschwäche

Frankfurt/Main (AP). Der Wirtschaftsweise Rolf Peffekoven hat vor den negativen Auswirkungen des schwachen Euros auf die Konjunktur und die Unternehmen in Deutschland gewarnt. In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe) wies er darauf hin, dass Importe aus Drittländern - vor allem Erdöl - die "Inflationsrate weiter in die Höhe treiben". Dies sei "eindeutig negativ" und könne die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinsanhebungen veranlassen, "die der Konjunktur abträglich wären".

Für eine junge Währung, die noch keinerlei Ansehen habe und gerade auch in Deutschland lange umstritten gewesen sei, "ist der Wertverlust im Außenbereich außerordentlich problematisch", sagte Peffekoven. Zugleich nannte er es gefährlich, dass der sowieso boomende Export "praktisch zusätzlich subventioniert" werde. "Im Schutz dieser Subventionierung könnten die Anstrengungen der Unternehmen nachlassen, ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern", warnte das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Auch der Bundesverband für Groß- und Außenhandel warnte vor einer Euroschwäche. Präsident Michael Fuchs sagte der "Bild"-Zeitung (Donnerstagausgabe): "Der schwache Euro hat üble Folgen für den Import." Die immer teureren Einfuhren bedeuteten steigende Inflationsgefahr. Im Jahresmittel sei mit zwei Prozent Preisauftrieb zu rechnen, Tendenz steigend. "Wenn die EZB die Zinsschraube weiter anzieht, kann das die Konjunktur abwürgen."

Bundeswirtschaftsminister Werner Müller sieht keinen Grund, seine zuversichtliche Prognose für ein Wirtschaftswachstum von etwa drei Prozent für dieses und das nächste Jahr zu revidieren. "Wir liegen von der generellen Stimmung her so hoch wie zuletzt 1991", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". Auf diesem hohen Niveau mehrten sich die Stimmen, die sagten, dass es nicht noch weiter aufwärts gehe. Es sei jedoch nötig, sagte der Minister, das Wachstumsniveau auf drei Prozent über mehrere Jahre zu halten, um einen vergleichbaren Erfolg wie die USA seit 1990 zu haben.

Der Wirtschaftsweise Peffekoven äußerte sich skeptisch zur Ankündigung von Bundesfinanzminister Hans Eichel, das Defizit des Bundes im kommenden Jahr um 3,4 Milliarden Mark zu verringern. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die rot-grüne Bundesregierung tatsächlich die Defizite in den Jahren 2001 und 2002 gegenüber diesem Jahr erhöhen müsse. Denn die Steuerreform könnte Eichel "einen Strich durch die Rechnung machen". Der Finanzminister gehe von einem Selbstfinanzierungseffekt aus, "der keineswegs sicher ist, vielleicht auch erst später eintritt".

(RPO Archiv)
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