Berlin Experte fordert Seniorenämter

Berlin · Patientenschützer Eugen Brysch plädiert für ein Eingreifen bei hilflosen Älteren.

Experten fordern mehr öffentliche Fürsorge für alte Menschen. "Wir sollten bei der Betreuung alter Menschen ähnliche Wege gehen wie in der Jugend- und Familienarbeit. In allen Kommunen gibt es Jugendämter. Warum gibt es keine Anlaufstellen für Senioren in Not?", sagte der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. In einer älter werdenden Gesellschaft müsse über die Einrichtung solcher Stellen diskutiert werden, "die auch aktiv eingreifen, wenn sich alte Menschen nicht mehr selbst helfen können".

Die Zahl der Hochbetagten in Deutschland steigt rasch. Dem Statistischen Bundesamt zufolge wird im Jahr 2060 jeder Siebte älter als 80 Jahre sein. Wegen der steigenden Kinderlosigkeit wird es auch immer mehr Senioren ohne Angehörige geben, die sich um die Verwandten kümmern könnten.

In skandinavischen Ländern ist es heute teilweise schon üblich, dass alte Menschen in regelmäßigen Abständen Hausbesuche erhalten, um sicherzustellen, dass sie mit der Selbstversorgung klarkommen. So hat beispielsweise jeder Däne über 75 Jahre das Recht, dass zweimal im Jahr die öffentliche Fürsorge bei ihm vorbeischaut.

Manfred Carrier, bei der Diakonie zuständig für stationäre Altenhilfe, hält das Konzept für eine "gute Idee". In Deutschland müsse ein flächendeckendes Beratungsangebot für Senioren ausgebaut werden, das jeden erreiche, forderte er. Sinnvoll wäre es, dies mit "präventiven Hausbesuchen" zu verbinden.

Auch Otto Wulff, Chef der Senioren-Union, meint, dass auf ältere Menschen mehr Herausforderungen im Alltag zukommen, sei es bei der Bedienung technischer Geräte oder beim Ausfüllen von Formularen. Die Einrichtung eines Amtes für Senioren lehnte er allerdings ab.

(qua)
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