Düsseldorf Experiment an A 1- Brücke

Düsseldorf · Verkehrsministerium gibt testweise zusätzliche Spur zur Stau-Entlastung frei.

Etwa in der Mitte der Debatte platzte NRW-Verkehrsminister Mike Groschek (SPD) der Kragen: "Die größte Lebenslüge der deutschen Verkehrspolitik ist, dass wir uns jemals bemüht hätten, Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern." Das zusätzliche Lkw-Aufkommen nach dem Fall des Eisernen Vorhanges habe deshalb "die Straßeninfrastruktur in Deutschland gesprengt", was der wahre Grund für permanent kollabierende Knotenpunkte wie etwa rund um Köln sei.

Vorausgegangen war im Landtag ein fast einstündiger Schlagabtausch zwischen Landesregierung und Opposition um die Leverkusener Brücke. Jenes inzwischen auch bundesweit bekannte Symbol einer maroden Autobahnbrücke, die wegen Einsturzgefahr nur noch eingeschränkt befahren werden darf. Was zu chronischen Staus weit über Köln hinaus führt, die sich auch frühestens mit der Fertigstellung eines Ersatzbaus 2020 wieder auflösen werden.

Der CDU-Verkehrspolitiker Klaus Voussem warf der Regierung vor, kein Notfallkonzept für den Kölner Kollaps zu haben. Die Ende September in Betrieb genommene Sperranlage für Lkw habe die Lage nur verschlimmert. Der Kölner SPD-Politiker Jochen Ott warf der CDU "Populismus nach dem Vorbild Donald Trump" vor: Faktenlose Vorwürfe vor dem Hintergrund, dass auch die CDU kein besseres Konzept habe. Und dass außerdem auch die Vorgängerregierung die Sanierung der Kölner Brücke vernachlässigt habe. Groschek sagte zu diesem Streit: "Lassen Sie uns das Kriegsbeil der Vergangenheit begraben. Es ist nämlich so, dass wir alle genügend Skalps der anderen Seite am Gürtel hängen haben."

Das Verkehrsministerium will nun probeweise eine zweite Fahrspur in einem Einfädelungsbereich des Nadelöhrs frei geben. Davon soll der Verkehr aus Düsseldorf profitieren, der über die A 59 bislang einspurig an der Brücke vorbeigeführt wird. Zudem soll mit Behelfsausfahrten am Niehler Ei den Mitarbeitern der Ford-Werke im Kölner Norden geholfen werden. Laut Groschek ist der Ersatzbau ab 2020 nutzbar. Er gibt aber keine Garantie dafür ab, dass die baufällige A1-Brücke bis dahin befahrbar bleibt.

(tor)
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