75-Jähriger erlag schweren Brandverletzungen Ex-Minister Josef Ertl verstorben

Murnau (AP). Der langjährige Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl ist tot. Der FDP-Politiker starb am späten Donnerstagabend im Alter von 75 Jahren in der Unfallklinik von Murnau am Staffelsee.

Dies teilte der ärztliche Direktor des Krankenhauses, Professor Volker Bühren am Freitagmorgen mit. Den Angaben zufolge erlag Ertl den schweren Brandverletzungen, die er sich am Freitag vor einer Woche bei einem Unfall auf dem Hof seines Sohnes im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech zugezogen hatte.

Der Exminister war auf der Intensivstation des Brandverletzten-Zentrum der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Murnau behandelt worden. Dort starb er nach Mitteilung des Krankenhauses am Donnerstagabend um 22.30 Uhr.

Ertl war von 1969 bis 1983 Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung. 1978 bis 1991 war auch Präsident des Deutschen Skiverbandes. Bei einem Unfall auf seinem Hof war Ertl im April 1993 von einem Stier angefallen worden, konnte aber trotz lebensgefährlicher Verletzungen - darunter eine Brustkorbquetschung mit Lungenverletzung und mehrere Rippenbrüche - gerettet werden. Seit dieser Zeit saß der zum rechten Flügel seiner Partei gerechnete ehemalige bayerische FDP-Vorsitzende im Rollstuhl.

Geboren am 7. März 1925 in Oberschleißheim bei München, wuchs Ertl auf einem 20-Hektar-Hof auf. Nach dem Krieg holte er das Abitur nach, schloss 1947 mit Auszeichnung eine landwirtschaftliche Lehre ab und studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München in Freising-Weihenstephan, die er 1952 mit dem Staatsexamen abschloss. Mehrere Jahre lang war er dann für das bayerische Landwirtschaftsministerium tätig. Als Mitglied der FDP war Ertl 1952 bis 1956 Abgeordneter des Kreistages München Land und 1966 bis 1971 des Kreistages Miesbach. 1961 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt, dem er dann bis 1987 ununterbrochen angehörte.

Als Vertreter des konservativen Flügels zählte Ertl nach dem Abgang Erich Mendes zu den schärfsten innerparteilichen Kritikern des neuen FDP-Kurses unter Walter Scheel und sprach sich nach der Bundestagswahl 1969 zunächst gegen ein Zusammengehen mit der SPD aus. Er fügte sich dann aber der Mehrheitsentscheidung der Fraktion und erklärte sich auch bereit, das ihm angebotene Landwirtschaftsressort zu übernehmen. Er behielt dies Amt bis 1983. Geprägt war seine Amtszeit von den Strukturveränderungen in der Landwirtschaft und immer neuen Auseinandersetzungen um die EWG-Preise für Agrarerzeugnisse. Bayerischer FDP-Landesvorsitzender war Ertl von 1971 bis 1983.

Nach seinem Rückzug aus der Politik war Ertl auch mehrere Jahre lang Präsidenten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Neben vielen politischen Auszeichnungen erhielt der FDP-Politiker 1970 in Aachen auch den begehrten Karnevalsorden eines "Ritters wider den tierischen Ernst".

(RPO Archiv)
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