Peking Euro-Rettung – China bleibt vage

Peking · Die chinesische Regierung vermeidet konkrete Zusagen zu Investitionen in die Euro-Rettungsschirme, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland hingegen will sie intensivieren. Das machte Ministerpräsident Wen Jiabao seiner Besucherin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, deutlich.

Die Finanzkrise bedrohe die gesamte Weltwirtschaft, sagte Wen. China prüfe zwar derzeit, wie man dem Internationalen Währungsfonds mehr Mittel anbieten könne, aber "die EU-Schuldenländer müssen schmerzhafte Entscheidungen treffen und ihre Hausaufgaben machen", erklärte Wen. China unterstütze die europäischen Anstrengungen, sagte Wen mit Blick auf die Rettungsschirme. Konkreter wurde er jedoch nicht.

In der chinesischen Bevölkerung gibt es wenig Verständnis dafür, dass das Reich der Mitte Milliardensummen in einen von Peking aus eher schwer durchschaubaren und womöglich risikobehafteten Finanzmarkt in Europa pumpt. "Und wer rettet mich?", fragen viele Chinesen, wenn es heißt, China müsse den Europäern zu Hilfe kommen. Die chinesische Zeitung "Global Times" bildete diese Haltung in einer Karikatur ab: Merkel klopft in Bettlermanier an ein großes chinesischer Tor. Hinter sich zieht sie einen kleinen, verbeulten, über und über mit Pflastern versehenen Euro her. Der Titel der Zeichnung lautet: "Ein bisschen Hilfe?" China spielt mit seiner Größe, seinen weltweit größten Devisenreserven von rund 3,18 Billionen Dollar und seinem immer noch fast zweistelligen Wirtschaftswachstum eine zentrale Rolle in der Weltwirschaft.

Merkel forderte auch in Peking eine gemeinsame Lösung im UN-Sicherheitsrat, um das Gewalt-Regime des syrischen Präsidenten Baschar al Assad zu beenden. Eine Resolution scheiterte bislang auch am Widerstand Chinas. Und seit Jahren beißt sich Merkel auch die Zähne aus bei ihren Bemühungen um Sanktionen gegen den Iran. Hier wirbt sie dafür, dass China Einfluss auf Teheran nimmt, damit Iran keine Atommacht wird. Wen Jiabao blieb kühl: Natürlich wolle China keinen neuen Nuklearwaffenstaat im Nahen Osten. Aber es wolle eben "normale Handelskontakte" mit dem Iran pflegen.

Trotz der Differenzen und der gänzlich unterschiedlichen Haltung zu Menschenrechten demonstrieren Merkel und Wen Jiabao den Willen, dass die beiden ungleichen Länder sich mehr austauschen sollen. Über die Politik, die Wirtschaft, die Kultur.

(RP)
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