Ausgesetzte EU-Abstimmung Zeit für Vernunft beim Verbrenner-Aus

Meinung · Der Showdown zum Verbrenner-Aus der EU im Jahr 2035 ist ausgesetzt. Damit entsteht die Gelegenheit, von Starrhalsigkeit auf Vernunft umzuschalten.

 Viele Autos haben Verbrennermotoren und stoßen klimaschädliche Abgase aus.

Viele Autos haben Verbrennermotoren und stoßen klimaschädliche Abgase aus.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Messer waren gewetzt, um Dienstag übereinander herzufallen, wenn das seit so vielen Monaten feststehende Schicksal der Verbrennerautos, ab 2035 in der EU nicht mehr zugelassen zu werden, wegen der FDP gescheitert wäre. „Ein schwarzer Tag für den Klimaschutz“ hätte es geheißen, „maximale Unzuverlässigkeit Deutschlands“ ebenfalls und sicher auch „Klimakiller FDP“.

Die Liberalen sind an dem Schlingerkurs nicht unschuldig. Sie hatten sowohl im Ampel-Koalitionsvertrag als auch bei den Verhandlungen in Brüssel der Formulierung zugestimmt, wonach lediglich „Vorschläge“ für Verbrenner mit klimaneutralen E-Fuels gemacht werden sollten, und die auch nur „außerhalb“ der Fahrzeugflotten. Das war so erkennbar unverbindlich und unwirksam, dass sich jeder fragte, wie die FDP das als Technologieoffenheit verstehen konnte.

Fünf Sekunden vor zwölf sind die Liberalen aufgewacht. Und dazu hat auch EU-Klimakommissar Frans Timmermans beigetragen. Hätte der erklärt, selbstverständlich Vorschläge für E-Fuels-Optionen im Verkehr zu entwickeln, wäre nichts passiert, hätte auch der Rat der Mitgliedsländer, das Verbrenner-Aus passieren lassen. Stattdessen ließ er überdeutlich eine „Ihr könnt mich mal“-Haltung mit „natürlich kommt das Verbrenner-Aus. Punkt“-Attitüde erkennen.

Wer jetzt nur auf die FDP zeigt, übersieht, dass auch Italien, Bulgarien und Polen den Timmermans-Kurs nicht mitmachen wollen. Er sollte stattdessen auch auf die 200 Millionen Autos allein in Europa schauen, die nach 2035 mit Verbrennern weiter fahren und das Klima ruinieren. Wer wirklich das Klima schützen will, muss auch für sie eine Antwort finden. Zum Beispiel mit einer E-Fuels-Option. Die EU hat nun Zeit, neuen Kraftstoff zu tanken - und etwas Vernunft beizumischen.

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