Kommentar Sarkozy erntet, was er gesät hat

Paris · Das Trauma des "21. April 2002" ist Frankreich diesmal glücklicherweise erspart geblieben. Doch wäre am linken Rand nicht Jean-Luc Mélenchon gewesen, hätte Marine Le Pen möglicherweise Chancen gehabt, in die Stichwahl um die französische Präsidentschaft einzuziehen - wie ihr Vater vor zehn Jahren.

Sarkozy und Hollande geben Stimme ab
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Tatsache ist jedenfalls, dass die rechtsextreme Front-National ihr historisch bestes Ergebnis eingefahren hat und die extreme Linke ihren Stimmenanteil im Vergleich zur vergangenen Wahl fast verdoppeln konnte. Gemeinsam haben die beiden Extreme fast ein Drittel der Wählerschaft verführt. Damit ergibt sich ein scharfer Kontrast zu 2007, als drei von vier Wählern noch für die etablierten Kandidaten stimmten und die große Überraschung der Zentrist François Bayrou auf Platz drei war.

Diesmal landete der Liberal-konservative, der nahezu als einziger Kandidat für eine verantwortungsvolle Finanzpolitik plädiert hatte, abgeschlagen auf dem fünften Platz. Dies ist ein beunruhigendes Zeichen für den Zustand des Landes. Statt ernsthafte Lösungen für Frankreichs desolate Haushaltslage und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen, wurden politische Strömungen legitimiert, die als Antwort auf Globalisierung nur Protektionismus, Anti-EU-Parolen - und am rechten Rand — Ausländerfeindlichkeit kennen.

Strategie gescheitert

Dass vor allem Le Pen damit Erfolg hatte, obwohl der um seine Wiederwahl kämpfende Nicolas Sarkozy seinerseits einen scharfen Rechtskurs angeschlagen hatte, um ihr die Wähler abzugraben, zeigt, dass dessen Strategie gescheitert ist. Sarkozy erntet nun, was er gesät hat — indes: Viele Wähler votierten lieber gleich für das Original als die Kopie.

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