Halbinsel im Schwarzen Meer Römer, Russen und Tataren — die Geschichte der Krim

Düsseldorf · Die Schwarzmeer-Halbinsel liegt strategisch günstig. Daher war sie immer wieder umkämpft. 1945 wird in Jalta Weltgeschichte geschrieben.

Krim-Krise: Pressestimmen zur Lage in der Ukraine
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Foto: dpa, lb

Die Krim ist kleiner als Nordrhein-Westfalen und hat nur etwa zweieinhalb Millionen Einwohner — hart umkämpft und heiß begehrt war sie wegen ihrer strategischen Lage im Schwarzen Meer aber immer wieder. Ein Überblick.

Die Anfänge In der Antike dient die teils selbstständige Krim lange Athen als Nahrungslieferant; im 1. Jahrhundert vor Christus gerät sie unter den Einfluss Roms. Dann kommen Hunnen, Bulgaren, das Kiewer Reich und die Byzantiner, bevor 1237 die Mongolen die Halbinsel erobern. Im Mittelalter ist sie wichtiger Handelsplatz — daher mischen auch Genua und Venedig im Machtkampf mit.

Die Tataren Als sich das mongolische Reich auflöst, schlägt die Stunde der auf der Krim heimischen Tataren: Sie gründen um 1440 ein eigenes Khanat — es bleibt auch nach der osmanischen Eroberung autonom. Die Tataren unternehmen Raubzüge bis Moskau. Noch heute leben ihre Nachfahren auf der Krim. Sie fürchten Russlands Ansprüche.

Die Russen 1783 erklärt Zarin Katharina die Große die Krim für russisch. Sie siedelt dort auch Deutsche an. An Adelige wird Land verteilt: Die Russifizierung der Krim beginnt; viele Tataren wandern ins Osmanische Reich aus. Die Russen bauen bald Sewastopol als Hafen ihrer Schwarzmeerflotte aus.

Der Krimkrieg Weil Russland Profit aus dem osmanischen Niedergang schlagen will, kommt es 1853 zum Krieg. Die Osmanen werden von Briten, Franzosen und Piemontesern unterstützt — die Krim wird zum Schlachtfeld. Sewastopol wird elf Monate lang belagert. Es ist der erste Stellungskrieg, mit gewaltigen Verlusten: Bis zu 600 000 Soldaten sterben, die meisten an Krankheiten. Die Britin Florence Nightingale begründet die moderne Verwundetenfürsorge. Am Ende unterliegt Russland.

Der Zweite Weltkrieg Wieder ist die Krim Schlachtfeld, wieder wird Sewastopol monatelang belagert — 1941/42 erobert die Wehrmacht die Krim. Hitler will Sewastopol in "Theoderichshafen" umtaufen — Hinweis auf seine größenwahnsinnigen Siedlungspläne mit der Krim als "Gotengau". Doch schon 1944 erobern die Sowjets die Krim zurück; sofort danach deportiert Stalin die Krimtataren, die er der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt, nach Zentralasien. Erst ab 1988 dürfen sie zurückkehren.

Jalta 1945 steht die Krim im Licht der Weltgeschichte: In Jalta, einer Sommerfrische der Zaren, legen Stalin, US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premier Winston Churchill Grundzüge der Nachkriegsordnung fest. Auch die Gründung der UN wird vorbereitet.

Die Nachkriegszeit 1954 schlägt Parteichef Nikita Chruschtschow die Krim der Ukrainischen Sowjetrepublik zu — nicht ahnend, dass er damit einen wichtigen Baustein für den heutigen Konflikt liefert. 1971 wird erneut in Jalta verhandelt: Sowjetführer Leonid Breschnew und Bundeskanzler Willy Brandt sprechen hier über die neue deutsche Ostpolitik; im Jahr zuvor ist der Moskauer Vertrag mit der Sowjetunion unterzeichnet worden. Zum ersten Mal seit dem Krieg fliegt zu Brandts Besuch eine Maschine der Luftwaffe in die Sowjetunion. Die Verträge mit der DDR 1971/72 sind auch Ergebnis dieser Krim-Konferenz.

Die ukrainische Krim Nach dem Zerfall der UdSSR ist die Krim immer wieder Quelle von Spannungen zwischen Russland und der selbstständigen Ukraine. Was etwa soll mit der Schwarzmeerflotte geschehen? 1997 einigen sich beide Staaten auf eine Teilung der Flotte; die Ukraine verpachtet Russland die Marinebasis Sewastopol. 2010 wird der Vertrag verlängert — neue Laufzeit: bis 2042, mit Option bis 2047. Das Konfliktpotenzial freilich bleibt.

(RP)
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