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EU-Justizkommissarin Reding Deutschland soll bei Hartz-IV-Anträgen Einzelfall prüfen

Frankfurt/Main/Brüssel · EU-Justizkommissarin Viviane Reding hat Deutschland aufgefordert, Hartz-IV-Anträge arbeitssuchender EU-Bürger nicht länger pauschal abzulehnen.

 Viviane Reding spricht vom "Wesen des Diskriminierungsverbots".

Viviane Reding spricht vom "Wesen des Diskriminierungsverbots".

Foto: afp, GEORGES GOBET

"Es muss im Einzelfall geprüft und im Einklang mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entschieden werden", sagte Reding der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Das sei "das Wesen des Diskriminierungsverbots" und stehe so auch "ausdrücklich" in der EU-Freizügigkeitsrichtlinie von 2004, die alle EU-Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland, mitbeschlossen hätten.

Die Frage, ob die durch Steuern finanzierten Hartz-IV-Leistungen anderen EU-Bürgern vorenthalten werden dürfen, ist umstritten. Die Europäische Union verbietet die Ungleichbehandlung von EU-Bürgern auch bei Sozialleistungen, die mit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit dienen, und beruft sich dabei auf das Grundrecht der Freizügigkeit ihrer Bürger.

Der deutsche Gesetzgeber hatte aber die Gewährung von Hartz-IV-Leistungen an arbeitsuchende EU-Ausländer mit der Begründung ausgeschlossen, dabei handele es sich um "Sozialhilfeleistungen", die nach einer Ausnahmeregelung der EU-Richtlinie ausgeschlossen werden dürften.

Strittige Fälle

Am Donnerstag hatte das Sozialgericht Dortmund einer arbeitslosen spanischen Familie Hartz-IV-Leistungen gewährt, obwohl dies nach deutschem Recht ausgeschlossen ist. Zur Begründung hieß es, dieser Leistungsausschluss sei vermutlich mit Europarecht nicht vereinbar.

Das Bundessozialgericht hat wegen einer Vielzahl ähnlich strittiger Fälle bereits den Europäischen Gerichtshof (EuGH) um eine grundsätzliche Entscheidung ersucht. Dabei geht es um die Frage, ob es sich bei Hartz IV um "Sozialleistungen" handelt, die EU-Ausländern verwehrt werden können, oder um "besondere Geldleistungen", die auch EU-Ausländern den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern sollen und deshalb gewährt werden müssen.

Reding kündigte in der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" an, dass sie sich am Dienstag in Brüssel mit mehr als hundert Bürgermeistern und Behördenvertretern europäischer Städte treffen werde. "Ich werde ihnen zuhören, und die Kommission wird ihnen erläutern, wie sie europäische Hilfen und das EU-Recht besser nutzen können", sagte die Justizkommissarin. Aus Deutschland nehmen an dem Treffen demnach Vertreter aus Bonn, Duisburg, Gelsenkirchen und Hamburg teil.

(afp)
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