Athen beschließt Sparpaket Randalierer setzen Dutzende Gebäude in Brand

Athen · Begleitet von heftigen Ausschreitungen hat das griechische Parlament den harten Sparauflagen der Troika aus EU, EZB und IWF zugestimmt. Während die Abgeordneten über das umstrittene Sparpaket entschieden, protestierten etwa 100.000 Menschen am Sonntag vor dem Gebäude in Athen gegen Lohnkürzungen und Massenentlassungen. Randalierer setzten Dutzende Gebäude in Brand. Auch in anderen Städten kam es zu Ausschreitungen. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt.

Athen: Randalierer setzen viele Gebäude in Brand
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Demonstranten legten vor dem Parlament in Athen etliche Feuer.
Einige warfen Brandbomben oder Steine. Die Bereitschaftspolizei bildete eine Kette vor dem Parlamentsgebäude und setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein.

Über dem Athener Syntagma-Platz vor dem Parlament hingen dicke Wolken aus Tränengas. Viele Demonstranten trugen Gasmasken oder hatten das Gesicht vermummt.

Ampeln sowie Tische und Stühle von Straßencafés wurden von jugendlichen Randalierern mit Baseballschlägern zertrümmert. Mindestens 45 Geschäfte wurden in Brand gesetzt, darunter auch etliche historische Gebäude. Auch Kinos, Banken und eine Cafeteria wurden verwüstet. Es waren die schlimmsten Schäden durch Krawalle in Athen seit Jahren.

Fünfzig Polizisten wurden verletzt, mindestens 70 Demonstranten ins Krankenhaus gebracht. 67 mutmaßliche Randalierer wurden verhaftet und weitere 70 Menschen in Gewahrsam genommen.

Zu Gewaltakten kam es auch in sechs anderen Städten des Landes.
Am schlimmsten war es Polizeiangaben zufolge in der Stadt Volos in Zentralgriechenland, wo das Rathaus und Finanzamt in Brand gesteckt wurden.

Papedemos ruft zur Ruhe auf

Ministerpräsident Lukas Papademos erklärte, Vandalismus und Zerstörung hätten keinen Platz in einer Demokratie und würden nicht toleriert. "Ich rufe die Öffentlichkeit zur Ruhe auf. In diesen entscheidenden Zeiten haben wir nicht den Luxus für diese Art von Protest", sagte er im Parlament vor der Abstimmung. "Ich denke, allen ist der Ernst der Lage bewusst."

Athens Bürgermeister Giorgos Kaminis sagte, Randalierer hätten versucht, das Rathaus zu stürmen: "Einmal mehr wird die Stadt als Hebel benutzt, um das Land zu destabilisieren." Ein verzweifelter Ladenbesitzer erklärte bei der Besichtigung seines verwüsteten Optikergeschäfts, er habe genug. Es gebe keinen Grund mehr, in Griechenland zu leben.

Das von den Abgeordneten verabschiedete Gesetz sieht weitere drastische Ausgabenkürzungen vor. Die Einsparungen sind Bedingung für die Auszahlung eines zweiten Rettungspakets in Höhe von 130 Milliarden Euro, ohne das Griechenland im März zahlungsunfähig wäre.Für das Gesetz stimmten 199 Abgeordnete, 74 votierten dagegen.

Am Montagmorgen begannen Feuerwehrleute in Athen damit, die noch immer schwelenden Brände in einigen Gebäuden zu löschen. Reinigungskräfte sammelten den Schutt auf. Noch immer hing der Geruch von Tränengas in der Luft.

(APD)
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