Künftig nur noch USB-C EU beschließt Ende des Ladekabelsalats

Brüssel · Eine gute Nachricht nach zehn Jahren Bemühungen: Parlament und Regierungen haben sich darauf verständigt, dass es in der gesamten EU ab Mitte 2024 für alle Digitalgeräte nur noch ein einheitliches Ladekabel geben soll. Lediglich bei Laptops dauert es etwas länger.

 Der neue EU-Standard für alle Ladekabel: USB-C.

Der neue EU-Standard für alle Ladekabel: USB-C.

Foto: dpa/Georg Hilgemann

Grünen-Unterhändlerin Anna Cavazzini fasst die Vorteile des Ladekabel-Kompromisses von Dienstag in einem Satz zusammen: „Das spart Ressourcen, schont das Klima und die Nerven der Verbraucher.“ In den letzten Drehungen der seit neun Monaten laufenden Verhandlungen gaben beide Seiten nach: Die Minister akzeptierten eine wesentlich breitere Anwendung, die Parlamentarier eine längere Frist zur Umstellung.

Nach dem ursprünglichen Vorschlag der Kommission sollte das Einheits-Ladekabel nur für Handys, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Headsets, tragbare Videospielkonsolen und Lautsprecher gelten. Nun sind auch Laptops, E-Reader, Ohrhörer, Keyboards, Mäuse und Navigationsgeräte einbezogen. Alle neu verkauften Geräte sollen in zwei Jahren per USB-C-Standard-Kabel aufgeladen werden können. Die EU-Techniker verwiesen darauf, dass Laptops einen Sonderfall darstellen, weil bei diesen im Gegensatz zu den anderen Geräten über hundert Watt gebraucht werden. Weil das eine kompliziertere Spannungscharakteristik aufweist, bekommen die Firmen für die Umstellung 40 Monate Zeit.

Parlament und Ministerrat verabredeten zugleich, die Liste der betroffenen Geräte regelmäßig zu überprüfen und auch eine einheitliche kabellose Aufladetechnik zu forcieren. Die Kommission bekam den Auftrag, in spätestens 24 Monaten technische Vorgaben vorzulegen, mit dem ein gemeinsamer Standard für kabellose Ladegeräte erreicht werden kann.

Die Parlamentarier setzten zugleich durch, dass die Verbraucher künftig auch nur das Gerät oder das Ladekabel kaufen können und nicht beides zusammen erwerben müssen. Chefunterhändler Alex Agius Saliba aus Malta verwies in diesem Zusammenhang auf Untersuchungen, wonach jedes dritte mitgelieferte Ladegerät nie verwendet werde. Deshalb gehen EU-Berechnungen davon aus, dass der Elektromüll durch das neue Gesetz um jährlich 11.000 Tonnen reduziert werden kann. Das bedeute zugleich, dass die Digitalgeräte-Käufer pro Jahr rund 250 Millionen Euro weniger ausgeben müssen.

Die Grünen hätten sich beim getrennten Kauf von Lade- und Elektrogerät mehr gewünscht. Die Option der Entflechtung komme nach vier Jahren auf den Prüfstand, um sie zukünftig gegebenenfalls verpflichtend zu machen, erläuterte Cavazzini – mit dem Hinweis: „Angesichts der Klimakrise hätten wir hier ambitionierter sein müssen.“

EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton stellte einen weiteren Aspekt heraus: „1600 Tonnen Rohstoffe können eingespart werden – und wir wissen, wie schwierig da ranzukommen ist.“ Breton sieht in der Entscheidung Schrittmacher-Funktionen für die Welt, denn der europäische Digitalmarkt sei der größte der Welt. Jeder, der seine Produkte ab Mitte 2024 hier verkaufen wolle, müsse sich an die neuen EU-Regeln halten. Aber natürlich könnten Hersteller und Verkäufer schon vorher allein auf den neuen Standard setzen.

Versuche, den Kabelsalat bei den Ladegeräten zu beseitigen, laufen bei der EU bereits seit über einem Jahrzehnt. Durch eine Selbstverpflichtung namhafter Hersteller verringerte sich die Zahl verschiedener Buchsen bereits auf drei: USB-C, Lightning und Micro-USB. In 24 Monaten solle abseits von Laptops nur noch eine geben.

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