Deutsches Rettungsschiff vor Malta Deutschland will 40 Flüchtlinge von „Alan Kurdi“ aufnehmen

Valletta · Nach tagelanger Suche nach einem sicheren Hafen für 65 Migranten kommt am Sonntag die erlösende Nachricht: Malta lässt die Menschen auf der „Alan Kurdi“ an Land. Sie sollen umgehend auf andere europäische Länder, sicher auch Deutschland, verteilt werden.

 Das Seenotrettungsschiff „Alan Kurdi“

Das Seenotrettungsschiff „Alan Kurdi“

Foto: dpa/Fabian Heinz

Nach ihrer Irrfahrt auf dem Mittelmeer sind die 65 Migranten vom deutschen Rettungsschiff „Alan Kurdi“ in Malta gelandet - jetzt stellt sich die Frage, wie es mit ihnen weiter geht. Fest steht: Die Geretteten sollen umgehend auf andere europäische Länder verteilt werden. Das hatte die Regierung in Valletta am Sonntag nach Gesprächen mit der EU-Kommission und Deutschland bekanntgegeben. Details über die genaue Verteilung gab es zunächst nicht.

Am Sonntagabend kamen die 65 Migranten nach Armeeangaben in Malta an. 62 von ihnen seien an ein Patrouillenboot des Inselstaats übergeben worden und am Abend in Malta gelandet, teilte Maltas Armee mit. Drei Migranten, die dringend ärztliche Hilfe brauchten, wurden demnach schon zuvor per Lufttransport geholt.

Die „Alan Kurdi“ war tagelang auf Irrfahrt auf dem Mittelmeer gewesen. Italien wollte die 65 von einem überfüllten Schlauchboot vor der libyschen Küste geretteten Menschen nicht an Land lassen. Auch Malta hatte sich zunächst gesperrt. An Bord spitzte sich die Lage zu.

Sea-Eye-Einsatzleiter Gorden Isler twitterte am Sonntagabend: „Es geht weiter. Wir fahren die #AlanKurdi direkt zurück ins Einsatzgebiet. Meine #Crew will #weiterretten.“ Dank der schnellen Hilfe der Regierung von Malta sei man einsatzfähig.

Malta hatte sich am Sonntag bereiterklärt, die 65 Migranten an Land zu lassen. Die maltesischen Behörden teilten mit, außerdem sei eine Vereinbarung erzielt worden, dass EU-Länder die Hälfte von weiteren 58 Migranten aufnehmen werden, die von der maltesischen Marine aus dem Mittelmeer gerettet worden seien.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßte, dass Malta den insgesamt 123 Migranten erlaubt hatte, an Land zu gehen. „Auf Bitten von Malta sollen hiervon 94 Personen in andere Mitgliedstaaten verteilt werden. Im Geiste der europäischen Solidarität habe ich angeboten, dass wir uns hieran mit bis zu 40 Personen beteiligen“, teilte er am Abend über sein Ministerium mit. „Ich bin zufrieden, dass es gelungen ist, zügig eine Ausschiffung zu ermöglichen. Allerdings brauchen wir für diese Fälle jetzt schnell einen tragfähigen und funktionierenden Mechanismus. Daran müssen die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten mit Hochdruck arbeiten.“

Auch die kommissarische SPD-Chefin Manuela Schwesig forderte eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen in Europa. „Wir müssen das Drama im Mittelmeer umgehend beenden. Dafür benötigen wir eine gesamteuropäische Lösung für die Verteilung von Geflüchteten, bei der alle EU-Staaten ihren Anteil beitragen“, sagte Schwesig den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sieht Versäumnisse, wie er der „Passauer Neuen Presse“ (Montag) sagte: „Die europäischen Partner hätten schon vor vielen Jahren gegenüber Italien solidarischer sein sollen und helfen müssen. Es ist doch klar, dass die Seenotretter zuerst die italienischen Häfen anlaufen und mit traumatisierten Flüchtlingen an Bord nicht noch weit über das Mittelmeer fahren können.“

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) forderte einen sofortigen internationalen Rettungseinsatz für die Flüchtlinge in Libyen. „Notwendig ist eine gemeinsame humanitäre Initiative von Europa und Vereinten Nationen zur Rettung der Flüchtlinge auf libyschem Boden. Die neue EU-Kommission muss sofort handeln“, sagte Müller der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). „Die Menschen in den dortigen Elendslagern haben die Perspektive, in den Camps durch Gewalt oder Hunger zu sterben, auf dem Rückweg in der Wüste zu verdursten oder im Mittelmeer zu ertrinken.“

Die „Alan Kurdi“ - benannt nach dem dreijährigen syrischen Flüchtlingsjungen, dessen Leiche im Spätsommer 2015 an einem Strand in der Türkei angespült wurde - ist ein 38 Meter langes früheres DDR-Forschungsschiff. Am Samstag hatte es vergeblich vor Lampedusa auf die Erlaubnis gewartet, in den Hafen der italienischen Mittelmeerinsel einlaufen zu dürfen. Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini hatte dies verweigert. Daraufhin drehte das Schiff am späten Abend notgedrungen Richtung Malta ab.

Der Fall hatte auch für Streit zwischen Seehofer und Salvini gesorgt. Seehofer hatte seinen italienischen Kollegen am Samstag aufgefordert, die Dauerkrise der Rettungsschiffe im Mittelmeer zu beenden.

(mro/AFP/dpa)
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