Das Schicksal der Grünen Die Pazifisten und der Krieg

Analyse | Brüssel · Die Geschichte meint es nicht gut mit Pazifisten, die die Politik mitgestalten wollen. Jedes Mal, wenn die auch aus pazifistischen Wurzeln entstandenen Grünen zu regieren beginnen, bekommen sie es mit einem Krieg in Europa zu tun: 1998/1999 war das auf dem Balkan, 2021/2022 ist es in der Ukraine.

 Eine Teilnehmerin einer Demonstration protestiert mit einem Schild mit der Aufschrift «Grün = Krieg» gegen einen Wahlkampfauftritt von Bundeswirtschaftsminister Habeck.

Eine Teilnehmerin einer Demonstration protestiert mit einem Schild mit der Aufschrift «Grün = Krieg» gegen einen Wahlkampfauftritt von Bundeswirtschaftsminister Habeck.

Foto: dpa/Markus Scholz

Sie steckten noch mitten in den Koalitionsverhandlungen, hatten die größten Brocken nicht einmal geklärt, da saßen Joschka Fischer, der angehende erste Vizekanzler der Grünen, und sein künftiger Staatssekretär Ludger Volmer am 9. Oktober 1998 bereits im Regierungsjet auf dem Weg nach Washington, wo US-Präsident Bill Clinton den künftigen Kanzler und dessen Außenminister dringend sehen wollte. Die Nato sollte Druck auf Serbenführer Slobodan Milosevic machen und ihn vor einem Einmarsch ins Kosovo warnen. Schnell wurde dem Noch-Fraktionschef der Grünen klar, was das für seine Partei bedeutet und dass er ab sofort vor der Herausforderung stand, entweder die Programmatik der Grünen oder die gemeinsame Koalition mit der SPD versenken zu müssen.