Gemeinschaftswährung Euro in der Krise Konzerne sorgen für Athen-Austritt vor

Düsseldorf · In der Wirtschaft wächst die Sorge um die europäische Währungsunion nach einem möglichen Austritts Griechenlands. Bayer hat in Südeuropa überfällige Außenstände in Millionen-Höhe, Metro fährt die Einlagen in Griechenland zurück. BASF setzt kurze Zahlungsziele.

Diese Regierungen zerbrachen an der Euro-Krise
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Die Euro-Krise hat den Finanzmärkten gestern eine Pause gewährt. In der Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank die Krise mit der Notenpresse löst, stieg der Dax zeitweise über 7100 Punkte und näherte sich seinem Jahreshoch. Spanien konnte sich ohne Probleme neue Kredite für 4,5 Milliarden Euro beschaffen und musste dafür sogar weniger Zinsen als zuletzt bieten.

Gleichwohl ist der Zins im Vergleich zu Deutschland immer noch erdrückend (Grafik). Ohnehin wächst in der deutschen Wirtschaft die Sorge, dass Griechenland auf Dauer nicht im Euro zu halten ist. Wenn das Land austräte, würden plötzlich Guthaben der Unternehmen bei griechischen Banken von Euro auf Drachme umgestellt. Schon jetzt sichern Konzerne auf verschiedene Art ihre Barreserven und Forderungen.

Metro Der größte deutsche Handelskonzern hat seine Bank-Einlagen in Griechenland kräftig zurückgefahren. Die Metro ist in dem Krisenland mit neun Cash & Carry-Märkten sowie zehn Media Märkten vertreten, die zusammen einen Jahresumsatz von 529 Millionen Euro machen. "Die Metro Group hat sich im Zuge ihres Risikomanagements Szenarien für unterschiedliche Entwicklungen im Euro-Raum erstellt.

Auch das Ausscheiden eines oder mehrerer Länder aus der Euro-Zone wurden dabei abgebildet", erklärte ein Sprecher. Man gehe zwar davon aus, dass der Euro-Raum Bestand habe, aber: "Die Metro hat das Monitoring der Geschäftsentwicklung in den Ländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien ausgebaut."

BASF Der größte deutsche Chemiekonzern soll von seinen griechischen Kunden verlangen, dass sie ihre Schulden binnen 70 Tagen begleichen. In anderen Ländern sind weit längere Zahlungsziele üblich. "Wir bewerten die Bonitätsrisken für jedes Land", so BASF.

Bayer Für den Leverkusener Konzern ist Griechenland als Pharma-Markt von Bedeutung. Bayer leidet wie andere Unternehmen unter der nachlassenden Zahlungsmoral des griechischen Staates. Mittlerweile belaufen sich die überfälligen Außenstände in Südeuropa auf einen dreistelligen Millionen-Betrag. "Dennoch stellen wir die Lieferung der Medikamente nicht ein, wir wollen nicht, dass die Krise auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird", erklärte ein Sprecher.

Bis 2010 hatte Bayer sogar griechische Staatsanleihen als Zahlungsmittel akzeptiert, um die Engpässe des Landes zu mildern. Das ist seit der drohenden Staatspleite nicht mehr möglich. Grundsätzlich streut der Konzern seine flüssigen Mittel breit über Währungen und Länder, um seine Risiken zu minimieren.

Shell Der britisch-niederländische Ölkonzern hatte bereits vor Tagen angekündigt, er werde aus Angst vor einer Ausbreitung der Euro-Krise zwölf Milliarden Euro, fast seine ganzen Barmittel, außerhalb der Euro-Zone anlegen und dabei vor allem auf amerikanische Staatsanleihen und Banken setzen.

Eon Griechenland spielt für den Düsseldorfer Energiekonzern zwar keine Rolle, wohl aber ist er in Italien und Spanien stark engagiert. Zu den Details seiner Risiko-Vorsorge wollte der Konzern nichts sagen, wohl aber dies: "Eon trifft für alle Risiken eine umfassende Vorsorge auch für Währungsrisiken", wie ein Sprecher erklärte.

Henkel Für den Konsumgüter-Konzern spielt Griechenland nur eine untergeordnete Rolle. "Aus diesem Grund sind auch die Risiken für unseren Umsatz und unser Ergebnis, die aus der Entwicklung in Griechenland resultieren können, eher gering. Aber wir setzen uns im Rahmen unseres Risikomanagements mit dem Thema auseinander", sagte ein Henkel-Sprecher.

(RP/csi/csr)
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