Die Griechen und der Euro Jetzt wackelt Papandreou

Athen (RPO). Der Schock vom Krisengipfel in Cannes hat seine Wirkung in Athen nicht verfehlt. Übereinstimmenden Medienberichten aus Griechenland zufolge muss der umstrittene Ministerpräsident Giorgos Papandreou um seinen Job fürchten. Seine hauchdünne Mehrheit schwindet. Nachfolger laufen sich warm. Bereits heute will Papandreou zum Staatspräsidenten gehen. Was hat er vor?

 Die Regierung von Giorgos Papandreou könnte schon am Donnerstag zerbrechen.

Die Regierung von Giorgos Papandreou könnte schon am Donnerstag zerbrechen.

Foto: ANA-MPA, dpa

Der einstige Kämpfer für den Euro steht offenbar vor dem Abgrund. Papandreou wird nach einem Bericht des Staatsfernsehens nach der Kabinetts-Sondersitzung zum Staatspräsidenten gehen. Einzelheiten nannte der Sender am Donnerstagmittag nicht. Jetzt brodelt in Athen die Gerüchteküche. Papandreous Gegner befeuern die Debatte.

 Lucas Papademos ist offenbar wieder im Gespräch als Chef der Übergangsregierung in Griechenland.

Lucas Papademos ist offenbar wieder im Gespräch als Chef der Übergangsregierung in Griechenland.

Foto: dpa-Zentralbild, dpa

Sorge um die letzte Tranche

Der konservative Oppositionsführer Antonis Samaras fordert die Bildung einer Übergangsregierung, die das Land bis zu vorgezogenen Wahlen führen sollte. Das derzeitige Parlament solle aber noch das vergangene Woche vom Euro-Gipfel geschlossene Hilfspaket ratifizieren. Zudem sollte die letzte Tranche des ersten Hilfspakets in Höhe von acht Milliarden Euro noch vor Neuwahlen freigegeben werden.

Papandreou kämpft um sein politisches Überleben. In der Regierung mehrten sich am Donnerstag die Stimmen, die das von Papandreou angestrebte Referendum über das Sparpaket ablehnen. Zudem verlor er auch in seiner Pasok-Fraktion weiter Rückhalt.

Lucas Papademos im Gespräch

Mehrere Abgeordnete seiner Pasok-Partei arbeiteten nach Angaben aus der Partei an einem Vorschlag für eine Koalitionsregierung unter der Leitung des früheren Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank, Lucas Papademos. Die Parlamentariergruppe wolle Papandreou zu einem Amtsverzicht bewegen.

Nach Papandreous überraschender Ankündigung eines Referendums bröckelt seine Macht zusehends. Am Mittwochabend hatten Angela Merkel und Nicolas Sarkozy dem Griechen ihr Unverständnis und ihre Wut deutlich spüren lassen. "Wenn die Griechen raus wollen, respektieren wir das", lautete die klare Botschaft. Bedeutet: Verliert Papandreou die Abstimmung, ist der Ofen aus. Europa gibt kein Geld mehr.

Finanzminister geht von der Fahne

Bereits am Donnerstagmorgen hatte der griechische Finanzminister erklärt, die Pläne seines Chefs für grundfalsch zu halten. Evangelos Venizelos kritisierte dem Vernehmen nach nicht die Volksbefragung als solches, sondern den Zeitpunkt. Damit steht Venizelos auf demselben Standpunkt wie Berlin und Paris.

Dann forderte auch die Pasok-Abgeordnete Eva Kaili ein Umlenken und drohte, Papandreou andernfalls bei der Vertrauensfrage am Freitag nicht zu unterstützen. Damit hätte Papandreou nur noch eine einzige Stimme Mehrheit. Der Abgeordnete Dimitris Lintzeris forderte, auch eine Fraktionssondersitzung einzuberufen, und erklärte, Papandreou sei "Geschichte".

Die Börsen freuen sich

Die Börsen scheint der Ausblick auf ein Ende Papandreous zu freuen. Auch der Euro zog wieder auf 1,3785 Dollar an, nachdem er am Morgen noch bis auf 1,3658 Dollar gerutscht war. Der Dax zog um 1,6 Prozent auf 6061 Punkte an, der EuroStoxx um 1,2 Prozent. "Die Leute denken, wenn Papandreou stürzt, wird das Referendum verschoben oder fällt ganz aus", sagte ein Händler.

(RTR/csi/rm)
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