Athen fehlen 14 Milliarden Euro Griechenlands Finanzlücke größer als bekannt

Hamburg · Die Finanzierungslücke Griechenlands ist offenbar doch größer als bislang bekannt. Der Regierung in Athen fehlten in den kommenden zwei Jahren nicht 11,5, sondern bis zu 14 Milliarden Euro. Unterdessen bereitet sich die EU auf den Ausstieg Athens aus dem Euro vor.

Das berichtete das Nachrichtenmagazin "Spiegel" unter Berufung auf das Ergebnis der jüngsten Prüfungen der Gläubiger-Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Ursache seien Rückschläge bei geplanten Privatisierungen. Zudem bleiben wegen der verschlechterten Wirtschaftslage Steuereinnahmen aus.

Die genaue Höhe des zusätzlichen Finanzbedarfs soll demnach Anfang September ermittelt werden, wenn die Troika zu ihrem nächsten Besuch nach Griechenland kommt. Die Delegation kritisiere in ihrem Zwischenbericht zudem, dass die Regierung von Ministerpräsident Antonis Samaras noch nicht habe erklären können, wie sie die Einsparungen von 11,5 Milliarden Euro erreichen wolle. Rund ein Drittel der Summe sei bislang ungedeckt.

Eurozone sucht neue Wege

Unterdessen suchen die Regierungen der Eurozone nach einem Weg, die Finanzierungslücke Griechenlands ohne ein neues Hilfspaket zu überbrücken. Im Gespräch ist dem Bericht zufolge, dass die Geberländer Griechenlands einen Rabatt auf die Zinsen für ihre Hilfskredite gewähren oder sich sogar mit einer kompletten Stundung einverstanden erklären.

Gleichzeitig nimmt die Debatte über eine Spaltung der Währungsunion an Schärfe zu. Viele Banken haben ein Szenario für Athens Ausstieg aus dem Euro bereits vorbereitet. Auch Finnland und nun auch Deutschland haben für den Ernstfall geplant.

Die Bundesregierung hat in Abstimmung mit der EU-Kommission und den Regierungszentralen der wichtigsten Euro-Mitgliedsländer offenbar einen Plan erarbeitet, wie der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone möglichst ohne große Schäden für die restliche Währungsgemeinschaft erfolgen kann. Auch Gespräche mit den anderen Parteichefs der schwarz-gelben Koalition, Philipp Rösler (FDP) und Horst Seehofer (CSU) soll es gegeben haben.

Neben Finnland würde auch Österreich eine solche Lösung befürworten. Der österreichische Außenminister Michael Spindelegger sagte laut "Spiegel", er habe mit seinen Amtskollegen über eine Änderung des EU-Vertrags gesprochen, die einen Ausschluss von Euro-Sündern möglich machen soll.

Frankreich will neue Hilfen für Athen

Doch Einigkeit ist nicht in Sicht: Denn gerade Frankreich hält dagegen und drängt offenbar darauf, Griechenland notfalls neue Hilfen zu gewähren. Präsident François Hollande halte die möglichen Auswirkungen eines Euro-Austritts der Griechen auf die übrigen südeuropäischen Länder für zu gefährlich, berichtet die "Welt am Sonntag". Zudem habe er innenpolitisch keine Probleme, ein neues Rettungspaket für Athen durchzusetzen.

Das könnte beim Treffen in der kommenden Woche zwischen Hollande und Merkel für Spannungen sorgen. Die Bundeskanzlerin kommt am Donnerstag in Berlin mit Hollande zusammen, bevor sie am Freitag den griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras empfängt.

Auch Luxemburg schlägt sich auf die Seite Frankreichs und der Südstaaten. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hält die Ausstiegspläne für die völlig falsche Richtung. "Es ist der Geist der Europäischen Union, die Integration zu fördern und nicht die Spaltung. Wer mit Rauswurfszenarien spielt, stellt die Existenz der EU als Ganzes in Frage."

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort