Griechische Abgeordnete "Ich verstehe die Deutschen sehr gut"

Athen · Im Interview mit unserer Redaktion spricht die sozialliberale To-Potami-Abgeordnete Christina Tachiaou über die Abstimmung im griechischen Parlament, die Position Deutschlands und den Fall, dass Alexis Tsipras keine Mehrheit erreicht.

Grexikon – das griechische Schuldendrama von A bis Z
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Foto: Phil Ninh

Warum wollen Sie heute bei der Abstimmung über neue Reform- und Sparmaßnahmen mit Ja stimmen?

Tachiaou Wir wissen, dass ein Ja zu den Bedingungen für ein drittes Hilfspaket die einzige Möglichkeit ist, um unser Land am Leben und im Euro zu halten. Nur innerhalb Europas kann Griechenland überleben, andernfalls droht das Chaos. Deshalb war uns von Anfang an klar, dass wir als Oppositionspartei den Ministerpräsienten unterstützen werden, selbst wenn die vereinbarten Reformen extrem hart sind. Europa ist der beste Platz in der Welt für mich.

Haben Sie Verständnis für die deutsche Position der Härte?

Tachiaou Ich persönlich verstehe die Deutschen sehr gut, weil ich Deutschland gut kenne. Ich verstehe, dass die EU nicht einfach 300 Milliarden Euro nach Griechenland pumpen kann, ohne eine Perspektive zu haben, das Geld jemals wieder zu sehen. Aber viele Griechen kennen Deutschland nicht, darunter große Teile des Parlaments. Es ist für Syriza sehr einfach, Deutschland als Feind darzustellen. Syriza schafft es den Leuten einzurden, dass europäische Solidarität bedeutet, Griechenland könnte Geld ohne Gegenleistung erhalten. Wir wissen, dass Menschen in Litauen oder in der Slowakei geringere Löhne und Renten erhalten. Es ist nicht fair, wenn sie für unsere höheren Renten bezahlen sollen.

Was passiert, wenn Tsipras keine eigene Mehrheit erreicht?

Tachiaou Das ist dann eine sehr instabile Minderheitsregierung. Tsipras muss seine Regierung ändern. Er kann nicht erwarten, dass die Oppositionsparteien auch künftig alle seine Gesetze weiter mittragen. Wir wollen nicht Teil einer neuen Regierung sein, aber wir machen Vorschläge, welche Minister er neu ernennen sollte.

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