Schuldenkrise in Griechenland Tsipras muss nur die Nerven behalten

Meinung | Berlin · Noch sieht es aus wie ein Spiel der gegenseitigen Erpressungsversuche: das kleine Griechenland gegen die geballte Macht der übrigen Euro-Partner und des IWF. Doch Athen ist längst auf gutem Weg, trotz dieses ungleichen Kräfteverhältnisses den Geldgebern mehr Zugeständnisse abzuringen als sie anderen Rettungskandidaten gewährten.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
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Das ist Alexis Tsipras

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Foto: dpa, sp ase tba

Nach dem Spitzentreffen im Kanzleramt am Montagabend steht fest: Griechenland wird auf jeden Fall im Euro gehalten — auch um den Preis der Regelaufweichung.

Die Kanzlerin musste zwischen zwei Übeln abwägen: Schuldzusein am Euro-Abschied Griechenlands mit allen teuren sozialen Folgen in dem Land und für die Stabilität des Euro — oder "nur" Schuld daran zu sein, die von ihr selbst formulierte Doktrin "Hilfe nur gegen Gegenleistung" aufzuweichen.

Dass sie sich für Letzteres entschied, ist einerseits nachvollziehbar, andererseits riskant. Nicht nur wird Merkel größte Mühe haben, ihre Lösung in den eigenen kritischen Reihen durchzubringen. Griechenland wird Nachahmer erzeugen, und auch das kann die Euro-Zone mittel- und langfristig destabilisieren.

Der griechische Premier, der nahezu täglich mit Merkel telefoniert, weiß schon lange: Griechenland wird am Ende auch dann neue Kredite bekommen, wenn es nicht auf alle Forderungen der Geldgeber eingeht. Tsipras muss nur bis zum Ende des Spiels die Nerven behalten.

(mar )
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