Neues Sorgenkind der Euro-Krise Gerät jetzt auch Slowenien in den Strudel?

Ljubljana · Gerade erst ist Zypern vor der Staatspleite gerettet worden. Doch die Sorge um die Finanz- und Wirtschaftslage in den Euro-Staaten ist noch lange nicht vorbei. Viele stellen sich die Frage, wer der nächste Kandidat wird, der Rettungsschirm-Hilfen beantragen muss. Und mancher Experte hat auch schon einen ausfindig gemacht: Slowenien. Jenes Land, das einst als Musterland der osteuropäischen EU-Mitglieder galt.

In der Euro-Krise gescheiterte Regierungen
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In der Euro-Krise gescheiterte Regierungen

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Foto: dapd, Michael Probst

Die Regierung in Slowenien musste in den vergangenen Tagen ein ums andere Mal beruhigen. Die Lage des Landes sei nicht mit der in Zypern zu vergleichen, und man brauche in diesem Jahr kein Hilfsprogramm der EU, hieß es. "Slowenien ist in der Lage, die Dinge in Ordnung zu bringen. Panik ist nicht notwendig", sagte Regierungschefin Alenka Bratusek diese Woche im Parlament in Ljubljana.

Dass Slowenien sich zu solchen Sätzen genötigt sieht, kommt nicht von ungefähr. Denn nach Zypern schauen Finanzexperten skeptisch auf das osteuropäische Land. Erst vor drei Tagen hatte die Notenbank des Landes verkündet, dass Slowenien nach ihrer Einschätzung in diesem Jahr tiefer in der Rezession stecken werde als bislang angenommen. Die Wirtschaftsleistung, so die Prognose, dürfte um 1,9 Prozent zurückgehen. Vorhergesagt waren bislang 0,7 Prozent.

Auch die Renditen slowenischer Staatsanleihen waren wegen Befürchtungen, dass das Land als nächstes Finanzhilfen beantragen könnte, zuletzt gestiegen. Dabei hatte Slowenien einst als Musterland der Neu-Mitglieder in Osteuropa gegolten. Doch inzwischen ist es mitten in den Strudel der Euro-Krise geraten.

Faule Kredite in den Banken

"Slowenien hat zwei Probleme: Fraule Kredite und ein hohes Defizit im Staatshaushalt", zitiert die "Zeit" die Ökonomin Polona Domadenik von der Universität in Ljubljana. Die Banken haben etwa sieben Milliarden Euro an faulen Krediten in ihren Büchern, nachdem dort ein jahrelanger Bauboom zu Ende gegangen war. Die Summe entspricht ungefähr einem Fünftel der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Jetzt leidet das Land unter Arbeitslosigkeit und einer Rezession — und unter dem Sparprogramm, dass die alte Regierung aufgelegt und die gerade erst neue Regierung wohl noch verschärfen werden muss. Die internationale Nachfrage nach Produkten aus Slowenien ist schwach, dabei hängt das Land stark von Exporten ab.

Bis zum Jahresende muss Slowenien allerdings drei Milliarden Euro auftreiben. Eine Finanzspritze von etwa einer Milliarde Euro benötigen nach Angaben des Finanzministers die drei wichtigsten Banken des Landes, die sich in Staatsbesitz befinden. Nicht eingerechnet in den Finanzbedarf sind die Kosten für eine Bad Bank, die im September gegründet werden und in welche die faulen Kredite der Geldhäuser ausgelagert werden sollen. Ein großes Problem der Banken: Sie haben viel stärker als andere Länder in griechische Anleihen investiert — so wie auch Zypern.

Dennoch glauben Experten nicht, dass man Slowenien und Zypern miteinander vergleichen könne. Das Land steht vergleichsweise noch gut da. Die Verschuldung liegt bei knapp 54 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Zum Vergleich: In Deutschland sind es mehr als 80 Prozent. Zudem entspricht die Bilanzsumme der Banken 135 Prozent der Wirtschaftskraft. Damit ist der Bankensektor zumindest nicht derart überdimensioniert wie in Zypern. Dort liegt er bei 800 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Investoren haben noch kein Geld abgezogen

"Zyperns Probleme im Bankensektor zusammen mit der Staatsverschuldung sind zehnmal größer als die Probleme hier in Slowenien", sagt denn auch der Ökonom Maks Tajnikar der "Zeit". Und Mark Dowding, Co-Chef für Schuldtitel mit Investment-Grade-Bewertung bei Bluebay Asset Management, sagte dem "Wallstreet Journal": "Wir glauben, dass der Markt mit seinen Befürchtungen zu Slowenien überreagiert hat." Wäre ein Rettungspaket nötig, müsse die Schuldenquote des Landes schon bei 80 Prozent liegen.

Auch der Notenbankchef Marko Kranjee ist trotz niedriger Prognosen noch zuversichtlich. Er geht davon aus, dass bei der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr zumindest ein leichtes Plus von 0,5 Prozent zu verzeichnen ist. Und noch hätten auch keine Investoren Geld aus den slowenischen Banken abgezogen, erklärte er in dieser Woche.

Die neue Regierung in Ljubljana jedenfalls setzt nun weniger auf Einsparungen, sondern vermehrt auf Privatisierungen. Bis zum Jahresende soll es nach Angaben des Finanzministers Uros Cufer mindestens einen großen Anteilsverkauf geben. Erwartungen, dass es schon 2014 zu Veräußerungen kommen werde, hält der Minister aber für "sehr optimistisch". Denn um sie auch verkaufen zu können, müssen die Banken erst einmal saniert werden.

mit Agenturmaterial

(das)
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