G7-Gipfel in Elmau Alpenkühe, Helikopter und eine genervte Schaffnerin

Elmau · An diesem Sonntag beginnt der G7-Gipfel in Elmau. Das bayerische Idyll ist abgeriegelt, zwischen München und dem Schloss wimmelt es von Polizeikräften. Seit Tagen ist die Region im Ausnahmezustand – nicht jedem gefällt‘s.

G7-Gipfel in Elmau: Staats- und Regierungschefs demonstrieren Einigkeit
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Staats- und Regierungschefs demonstrieren Einigkeit

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Foto: AFP/BENOIT TESSIER

Es geht um Bilder, es geht um Gesten und angesichts des Krieges in der Ukraine und des Klimawandels um Antworten auf globale Krisen. Der G7-Gipfel auf Schloss Elmau südlich von München ist das politische Spitzentreffen des Jahres. Doch es geht auch um die kleinen Momente am Rande des Gipfels. Gesammelte Eindrücke vom ersten bis zum letzten Tag:

Samstagnachmittag

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sorgt mit einem Tweet für Gesprächsstoff. Darin heißt er „die wichtigsten Staatschefs der Welt“ in Bayern willkommen, dazu der Hashtag G7 und eine Fotomontage der Gipfelteilnehmer vor dem edlen Schlosshotel und Bergkulisse mit dem grün unterlegten Schriftzug „Grüß Gott in Bayern!“. Einzig Olaf Scholz fehlt auf dem Bild. G7-Gipfel mit sechs Köpfen? Söder will es nicht als Seitenhieb gegen Scholz verstanden wissen. In den sozialen Netzwerken wird es zumeist aber genau so aufgefasst.

Samstagnachmittag

Die Schaffnerin im Regionalzug von München nach Oberau ist genervt. An jeder Station der malerischen Strecke, die an diversen bayerischen Seen vorbeiführt, steigen bewaffnete Polizeibeamte ein, gehen durch die Zugteile und steigen wieder aus. Was sie genau ausmachen wollen, ist unklar. Einige Demonstranten sitzen im Zug – völlig friedlich mit ein paar selbst gebastelten Plakaten. Ansonsten vor allem Anwohner, die teils belustigt, teils genervt die Situation in ihrer Heimat betrachten. „Mein Enkel hatte heute Fernunterricht, was ein Quatsch“, schüttelt einer den Kopf. „Ich musste meine Mülltonne ins Haus stellen für die Tage“, schimpft ein anderer. Und schiebt doch noch hinterher: „Sollen ruhig alle sehen, wie schön es bei uns ist!“

Samstagabend

US-Präsident Joe Biden landet am Münchner Flughafen mit der Air Force One. Den Empfang bereitet nicht etwa der Kanzler, sondern Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Mächtig stolz steht er am roten Teppich, heller Trachtenjanker, helle Hose, blaue Krawatte, schwarze Schuhe. Der US-Präsident schreitet hingegen im edlen blauen Anzug die Treppen vom Flugzeug hinab, Händeschütteln, Winken, Lächeln, ein paar freundliche Worte. Später setzt Söder einen weiteren Tweet ab mit den Bildern vom kurzen Treffen. „Es war ein sehr herzlicher Empfang“, schreibt er. Die USA und Bayern seien enge Freunde und Partner. Bayern stehe fest zum transatlantischen Bündnis. Und dann endet er mit: „PS: Die Air Force One ist auch weiß-blau.“ Smiley.

Samstagabend

Während Joe Biden vom Flughafen mit dem eigenen Hubschrauber zum Schloss geflogen wird, ist München geprägt von einem Großaufgebot der Polizei. Immer wieder rasen Mannschaftswagen mit Blaulicht durch die Stadt, kleinere Personengruppen werden kontrolliert. Auch auf dem Weg Richtung Garmisch-Partenkirchen nahe Schloss Elmau hat die Polizei viele Kräfte aufgefahren. An jeder Autobahnauffahrt steht ein Wagen mit Blaulicht, später folgen Straßensperren und Kontrollen. Der Ort des Gipfels ist abgeriegelt und jeder soll es merken. Schon viele Kilometer vor Elmau.

Früher Sonntagmorgen

Jetzt wird es ernst. Alles ist vorbereitet, der Gipfel beginnt offiziell. Almkühe grasen friedlich auf den saftigen Wiesen, Bayern präsentiert sich bei Sonnenschein von seiner schönsten Seite. Von angekündigten Protesten ist zunächst nichts zu merken. Nur sind die Kontrollen Richtung Garmisch-Partenkirchen noch einmal strenger geworden. Hubschrauber dröhnen über die Berghänge, die Staats- und Regierungschefs trudeln ein. Jetzt begrüßt Gastgeber Olaf Scholz im Schloss persönlich. Journalisten müssen Überschuhe anziehen. Damit der rote Teppich auch ja nicht verdreckt.

Sonntagmittag

 Joe Biden (r), Präsident der USA, winkt nach seiner Ankunft am Flughafen München neben Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern.

Joe Biden (r), Präsident der USA, winkt nach seiner Ankunft am Flughafen München neben Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Während die Gipfel-Teilnehmer auf Schloss Elmau ihre erste Arbeitssitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit haben, sitzen die meisten Journalisten rund sieben Kilometer entfernt in einem Pressezentrum. Das provisorisch errichtete Zelt heizt sich in der Sonne ordentlich auf. Eine Klimaanlage regelt kaum die Temperatur nach unten – auch aus Klimaschutzgründen. Und um in der aktuellen Lage Energie zu sparen. Schwitzen gegen Wladimir Putin. Oder so ähnlich.

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