Euro-Krise schwelt weiter Fitch stuft Ungarn auf Ramschniveau ab

Paris · Die US-Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Ungarns am Freitag auf Ramschniveau herabgestuft. Die Bewertung wurde von "BBB-" auf "BB+" gesenkt, wie die Agentur mitteilte. Sie begründete ihre Entscheidung unter anderem mit einer "weiteren Verschlechterung" der Finanzlage und der Wachstumsaussichten des Landes.

Warum Ungarn ins Visier der Finanzmärkte gerückt ist
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Foto: RPO

Ende vergangenen Jahres hatten bereits die Ratingagenturen Standard & Poors und Moodys Ungarns Bonität auf Ramschniveau herabgestuft. Trotz heftiger Kritik aus Brüssel hatte Ungarns Regierungschef Viktor Orbán kurz zuvor eine Überarbeitung des strittigen Notenbankgesetzes seines Landes abgelehnt. Zwischen Ungarn auf der einen sowie der Europäischen Kommission und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf der anderen Seite gebe es "einen Meinungsunterschied", sagte Orbán vor ausgewählten inländischen Journalisten unter Ausschluss der internationalen Presse in Budapest. Das Problem solle nun "nach den Sitten und Gebräuchen" der Europäischen Union gelöst werden.

Vor dem Jahreswechsel hatte das ungarische Parlament mit den Stimmen von Orbáns Fidesz-Partei mehrere strittige Gesetze verabschiedet, darunter eine Reform der Zentralbank. Zum Jahresbeginn trat zudem eine umstrittene neue Verfassung in Kraft. Derzeit prüfen Juristen, ob die Gesetze den EU-Richtlinien entsprechen. Aus Protest gegen die Reform der Notenbank hatten die Europäische Union und der IWF im Dezember eine Mission abgebrochen, bei der eine Vergabe von Krediten im Umfang von bis zu 20 Milliarden Euro geprüft werden sollte.

Finanzspritzen vom IWF?

Das von der Pleite bedrohte Ungarn stellt sich zudem auf baldige Finanzspritzen des IWF ein. "Die Regierung hat alle nötigen Schritte unternommen, damit die Gespräche so schnell wie möglich begonnen und abgeschlossen werden können", sagte Ministerpräsident Viktor Orban am Freitag in Budapest. Dort hatte er sich zuvor mit Notenbankchef Andras Simor getroffen, mit dem der Regierungschef wegen eines auch von der EZB kritisierten Zentralbankgesetzes überkreuz liegt. Es gilt als größte Hürde auf dem Weg zu neuen Finanzhilfen des Internationalen Währungsfonds für das klamme Ungarn.

Orban bezeichnete die Hilfe des IWF als unverzichtbares "Sicherheitsnetz", bevor er sich an die Stärkung des Wachstums machen könne. "Das ist eine dringliche Aufgabe", betonte Orban. Der Notenbankchef erklärte in einer getrennten Stellungnahme, er werde sich künftig regelmäßig mit dem Wirtschaftsminister treffen und "alle verfügbaren Instrumente zur Stabilisierung der Wirtschaft nutzen". Zwar nannte Simor keine Details, doch gehören etwa Interventionen am Devisenmarkt oder Leitzinserhöhungen zum Arsenal der Notenbank im Kampf gegen die Krise.

Aufkeimende Hoffnungen auf eine Lösung im Streit Ungarns mit der EU und dem IWF verschafften der Währung des klammen Landes etwas Luft. Ein Euro verbilligte sich zeitweise um bis zu ein Prozent auf 315,30 Forint. Am Donnerstag war die Gemeinschaftswährung den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordhoch zum Forint gestiegen. "Die Beteuerungen der ungarischen Regierung, sich dem IWF annähern zu wollen, zeigten doch noch Wirkung", urteilte Commerzbank-Analystin Carolin Hecht. Auch die Kosten für die Absicherung ungarischer Staatsanleihen über Credit Default Swaps (CDS) verbilligten sich wieder.

(AFP/RTR)
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