Neue EU-Regeln Fingerabdruck im Personalausweis soll Pflicht werden

Brüssel · Ausweise sollen künftig auch digital gespeicherte Fingerabdrücke enthalten. Darauf haben sich Unterhändler der EU-Staaten am Dienstag geeinigt. Damit sollen die Dokumente sicherer gemacht werden. Doch es regt sich Widerstand.

 Ein Finger auf einem digitalen Fingerabdruck-Scanner.

Ein Finger auf einem digitalen Fingerabdruck-Scanner.

Foto: dpa, Norbert Försterling

Demnach müssen zwei Fingerabdrücke auf einem digitalen Chip gespeichert werden, wie die EU-Staaten mitteilten. Die Personalausweise müssen maschinenlesbar sein, im Kreditkarten-Format ausgegeben werden, ein Foto enthalten und fünf bis zehn Jahre gültig sein. In Deutschland ist der Fingerabdruck im Personalausweis bislang freiwillig, im Reisepass seit 2007 Standard.

Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen die Einigung vom Dienstag in den kommenden Wochen noch formell bestätigen. Zwei Jahre später müssen alle neu ausgestellten Ausweise dann die neuen Anforderungen erfüllen. Bereits ausgestellte Personalausweise, die die neuen Regeln nicht erfüllen, sollen in der Regel noch zehn Jahre gültig bleiben, sofern sie nicht früher ablaufen.

Zudem sind Maßnahmen zum Datenschutz vorgesehen. So müssten die nationalen Behörden sicherstellen, dass die Chips, auf denen die Daten gespeichert werden, nicht gehackt werden können und niemand ohne Erlaubnis darauf zugreifen könne, teilten die EU-Staaten mit. Vertreter von SPD und Grünen kritisierten das Vorhaben am Dienstag und hofften auf eine Ablehnung im weiteren parlamentarischen Verfahren.

Die EU-Kommission hatte im April 2018 neue Regeln vorgeschlagen, um die Verwendung gefälschter Dokumente einzudämmen. Diese würden oft von Terroristen und Straftätern zur Einreise in die EU genutzt, hieß es. Nach damaligen Angaben haben geschätzt rund 80 Millionen Europäer Personalausweise, die nicht maschinenlesbar sind.

Grüne und Sozialdemokraten im Europaparlament kritisierten die Einigung scharf. „Die verpflichtende Speicherung der Fingerabdrücke auf Personalausweisen ist ein gravierender Eingriff in die Grundrechte“, sagte SPD-Innenpolitikerin Sylvia-Yvonne Kaufmann. Es sei sinnvoll, höhere Standards für Personalausweise zu schaffen und die Dokumente zu vereinheitlichen. „Die verpflichtende Speicherung der Fingerabdrücke auf den Ausweisen ist jedoch unverhältnismäßig und nicht notwendig.“

Der Grünen-Abgeordnete Sven Giegold sagte: „Massenhafter Identitätsklau ist schon mit neuen Ausweisen kein ernstzunehmendes Problem mehr. Fingerabdrücke im Ausweisen sind ein Placebo, das Sicherheit vorgaukelt und die Datensammelwut befeuert.“

(cpas/dpa/AFP)
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