Völlig anderes Ergebnis So stünden die Parteien da, wenn nur die Jungen gewählt hätten

Düsseldorf · Themen wie der Klimawandel und das Urheberrecht haben junge Menschen in Deutschland politisiert. Umfragen unter Wählern zeigen: Hätten bei der Europawahl nur Menschen unter 30 ihre Stimme abgeben dürfen, sähe das Ergebnis ganz anders aus.

 „Fridays for Future“-Aktivisten in Köln (Archivbild).

„Fridays for Future“-Aktivisten in Köln (Archivbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Union und SPD haben bei der Europawahl den ersten Hochrechnungen zufolge historisch schlecht abgeschnitten. Eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen zeigt: Hätten nur Menschen zwischen 18 und 30 Jahren wählen dürfen, sähe das Ergebnis der großen Volksparteien noch deutlich desolater aus. Die Grünen hingegen wären der große Gewinner.

Die Forschungsgruppe Wahlen hat mehr als 54.000 Deutsche am Wahltag dazu befragt, für wen sie ihre Stimme abgegeben haben. Zusätzlich wurden gut 1100 Menschen in der Woche vor der Wahl telefonisch befragt. Mit Hilfe dieser Umfrageergebnisse berechnen die Forscher, wie einzelne Gruppen abgestimmt haben - etwa Männer, Frauen oder Wähler unter 30.

Der Wähler-Umfrage zufolge kämen die Grünen bei Wählern unter 30 auf 33 Prozent - damit hätten sie die klare Mehrheit und mehr Stimmen als Union und SPD zusammen. Die ZDF-Hochrechnung von 22.25 Uhr sieht die Grünen bei 20,8 Prozent der Stimmen.

Drastisch schlechter steht die Union bei den jungen Wählern da: Bei Menschen unter 30 kommt sie auf 13 Prozent - laut Hochrechnung liegt sie im bundesdeutschen Gesamtergebnis bei 28,1 Prozent. Bei der SPD ist die Diskrepanz etwas weniger groß: Bei den jungen Wählern kommt sie auf zehn Prozent der Stimmen, im Gesamtergebnis laut Hochrechnung auf 15,7. Auch die AfD stünde schlechter da, wenn nur Unter-30-Jährige hätten wählen dürfen: Sie kommt bei den jungen Wählern auf 6 Prozent, im Gesamtergebnis laut Hochrechnung auf 10,6. FDP und Linke schneiden bei den Jungen etwas besser ab als bei der Gesamt-Wählerschaft.

Selbst wenn man nur alle Wähler über 60 aus dem Umfrageergebnis herausrechnet, werden die Grünen noch stärkste Kraft: Sie kommen bei diesem Rechenspiel auf 25 Prozent der Stimmen, die Union auf 22 Prozent. Bei den Über-60-Jährigen erreichen die Grünen dann nur noch 13 Prozent der Stimmen.

Eine große Rolle bei der Wahlentscheidung der Unter-30-Jährigen dürfte das Thema Klimaschutz gespielt haben, das im Wahlprogramm der Grünen eine zentrale Rolle spielt. In den vergangenen Monaten waren in ganz Europa viele tausend Jugendliche und junge Erwachsene bei den „Fridays for Future“-Protesten für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Auch die Abstimmung über das neue Urheberrechtsgesetz der EU hatte viele junge Menschen politisiert - Union und SPD hatten für die Änderung gestimmt, gegen die zahlreiche junge Menschen protestiert hatten. In der vergangenen Woche hatte zudem der junge Youtuber Rezo mit einem Video mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU“ Aufsehen erregt, in dem er der CDU, aber auch der CSU, SPD und AfD Versagen auf ganzer Linie vorwirft. Das Video wurde inzwischen mehr als 11 Millionen Mal abgerufen.

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