„In Unwahrheiten verstrickt“ SPD-Europakandidat kandidiert mit erfundener Biografie

Berlin · Er präsentierte sich als Kandidat aus Brandenburg an der Havel - hat dort aber nie gewohnt. Auch seine Freundin soll frei erfunden sein. Trotzdem wird Simon Vaut für die SPD bei der Europawahl auf dem Wahlzettel stehen.

 SPD-Politiker Simon Vaut.

SPD-Politiker Simon Vaut.

Foto: ZB/---

Der brandenburgische SPD-Europakandidat Simon Vaut hat zugegeben, Teile seiner Biografie für den Wahlkampf erfunden zu haben. "Im Laufe der Kandidatur habe ich mich in Unwahrheiten verstrickt", sagte Vaut am Dienstag dem "Spiegel". Er kündigte an, seine Wahlkampfaktivitäten einzustellen.

"Die Vorwürfe treffen zu: Ich habe nie in Brandenburg an der Havel gewohnt, sondern immer in Berlin", sagte Vaut. "Vor allem möchte ich um Verzeihung bitten, dass ich meine damalige aus Brandenburg stammende, aber ebenfalls in Berlin wohnende Freundin für meine Europakandidatur instrumentalisiert habe."

Er stelle seinen Wahlkampf ein, um "weiteren Schaden von der SPD abzuwenden", sagte Vaut. Er hatte im Wahlkampf für sich geworben, indem er behauptete, seit Jahren in Brandenburg an der Havel zu leben und dort seinen Lebensmittelpunkt zu haben.

Tatsächlich lebt der 40-Jährige in Berlin und ist Beamter im Bundeswirtschaftsministerium. Im Wahlkampf soll er eine Freundin erfunden haben, bei der es sich um die Bekannte aus Berlin handelte, die Vaut als seine Lebensgefährtin ausgab.

Vaut war im September 2018 überraschend zum Europakandidaten der Brandenburger SPD gewählt worden. Mit seiner Wahl stellte sich der Landesverband gegen Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der sich für die ehemalige Juso-Chefin Maja Wallstein einsetzte.

Die Frist für einen möglichen Tausch der Kandidaten ist bereits abgelaufen. Dietmar Woidke rückte laut „Spiegel“ am Dienstag von Vaut ab: "Ich bin persönlich schwer enttäuscht", sagte er. "Sollte er in das EU-Parlament gewählt werden, dann erwarte ich, dass er das Mandat nicht annimmt." Vaut habe jedoch zugesagt, auf sein Europamandat zu verzichten, sollte er gewählt werden. In diesem Fall würde die ehemalige Juso-Chefin Maja Wallstein in das Parlament ziehen, wie Woidke mitteilte. "Sie hat dafür meine volle Unterstützung."

(AFP)
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