Leitlinien werden am Mittwoch vorgelegt EU-Kommission will „schrittweise“ Aufhebung von Corona-Grenzkontrollen

Brüssel · Die EU-Kommission will die Mitgliedstaaten auffordern, die in der Corona-Krise eingeführten Grenzkontrollen nach und nach wieder aufzuheben. Die Behörde werde am Mittwoch „Leitlinien“ vorstellen.

 Deutsche Polizisten kontrollieren Einreisende am Grenzübergang in Kreuzlingen an der Grenze zur Schweiz.

Deutsche Polizisten kontrollieren Einreisende am Grenzübergang in Kreuzlingen an der Grenze zur Schweiz.

Foto: dpa/Felix Kästle

Im sogenannten Tourismus-Paket werde eine „schrittweise und allmähliche Aufhebung“ der nationalen Kontrollen empfohlen, sagte die Generaldirektorin der Innenabteilung der Kommission, Monique Pariat, am Dienstag im EU-Parlament. Ziel sind demnach zunächst insbesondere Ausweitungen der Ausnahmeregelungen für Arbeitnehmer und Familienangehörige beim Grenzübertritt.

Die EU-Kommission will am Mittwoch ein Paket für die Reise- und Tourismusbranche vorstellen, deren Geschäft durch die Corona-Krise praktisch zum Erliegen gekommen ist - auch weil viele Mitgliedstaaten grenzüberschreitende Reisen in der EU durch Grenzkontrollen unmöglich gemacht haben. Die EU-Kommission verweist regelmäßig darauf, dass die Kontrollen nicht nur die Reisefreiheit im Schengenraum beeinträchtigen, sondern auch das Funktionieren des EU-Binnenmarkts.

Ein Ziel der geplanten Leitlinien sei es, mehr Arbeitnehmern den Grenzübertritt zu ermöglichen, sagte Pariat im Innenausschuss des EU-Parlaments. Bisher sei dies vielfach nur für Gruppen möglich, deren Berufe in der Pandemie als unverzichtbar gelten, etwa im Gesundheitsbereich. Die Kommission wolle erreichen, dass dies künftig auch für Saisonarbeiter und mehr Arbeiternehmer gelte, deren Berufe einen regelmäßigen Grenzübertritt erforderten.

Darüber hinaus wolle die Kommission „die schwierige und schmerzhafte Lage“ von Familien erleichtern, die beiderseits von Grenzen lebten und durch die Kontrollen getrennt worden seien, sagte Pariat. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Verwandten zu sehen und zurückzureisen. Alle Lockerungen müssten aber abhängig von der Entwicklung der Epidemie in den jeweiligen Gebieten sein, betonte die französische EU-Beamtin.

Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ will die Kommission in ihrer Empfehlung davor warnen, die Grenzen zu schnell und ohne die notwendigen Begleitmaßnahmen zu öffnen, weil dies einen "plötzlichen Anstieg von Ansteckungen" bewirken könne. Die Behörde wolle ein "sorgfältig kalibriertes Vorgehen": So sollten die Kontrollen zunächst in Regionen gelockert werden, wo sich die Infektionszahlen auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar verbesserten.

Die Kommission hatte die Mitgliedstaaten am Freitag bereits aufgefordert, den Einreisestopp an den EU-Außengrenzen um einen weiteren Monat bis zum 15. Juni zu verlängern. Sie schloss eine weitere Verlängerung nicht aus und erklärte, die Beschränkungen bei der Einreise nach Europa könnten erst beseitigt werden, wenn auch die Kontrollen an den Binnengrenzen aufgehoben seien.

(anst/AFP)
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