Landtagswahlen am Sonntag Ein Milliardär will Österreich aufmischen

Wien · Am Sonntag werden in Niederösterreich und Kärnten neue Landtage gewählt. Dort tritt Frank Stronach, der ehemalige Chef des Autozulieferers Magna, erstmals gegen die ihm verhassten Altparteien an. Sein Programm ist er selbst.

Magna-Gründer Frank Stronach stellt Partei vor
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Wo Frank Stronach auftaucht, füllt er die Säle. Für viele Österreicher verkörpert der heimgekehrte Austrokanadier das Märchen vom Tellerwäscher, der es zum Milliardär gebracht hat. Nicht nur Meinungsforscher fragen sich, wie groß der Frust über die eingesessenen Parteien sein muss, dass ein rüstiger 80-Jähriger mit schlohweißem Haar und stets rosigem Gesicht als Zukunftshoffnung gefeiert wird. Wenn morgen in Niederösterreich und Kärnten neue Landtage gewählt werden, dann will Stronach einen Siegeszug beginnen, der die etablierten Kräfte das Fürchten lehrt.

"Wahrheit, Transparenz, Fairness"

Dass Stronach kaum Inhaltliches zu bieten hat, stört seine Anhänger nicht: Wenn er sein Mantra "Wahrheit, Transparenz, Fairness" verkündet, gibt es Ovationen. Ein politisches Programm hat er seit Gründung seiner Partei "Team Stronach" im vergangenen Herbst versprochen, aber bisher nicht geliefert. Und von einem Team kann keine Rede sein: Nur wer kritiklos akzeptiert, was Stronach sagt, ist drin. Mehrere Mitstreiter wurden schon wegen Widerspruchs gefeuert.

Der Gründer und Ex-Chef des kanadischen Autozulieferers Magna riskiert jetzt sein Milliardenvermögen, "um Österreich zu verändern", wie er sagt. Doch in Niederösterreich, dem größten Bundesland, stößt Stronach auf einen ähnlich autokratischen Starrkopf: Erwin Pröll (66), seit 20 Jahren unangefochtener Landeshauptmann und Chef der konservativen Volkspartei (ÖVP).

Als Stronach im Wahlkampf Pröll den "größten Schmähtandler (Sprücheklopfer), Schuldenmacher und Verhinderer" nannte, war das eine Majestätsbeleidigung: "Wer den Landeshauptmann beleidigt, beleidigt die Heimat", verkündete Prölls Sprecher. Bei sieben bis zwölf Prozent der Stimmen sehen die Umfragen Stronach; das meiste davon dürfte auf Kosten der ÖVP gehen.

Jahrelang hatte der fast unangefochtene Landesfürst dem Konzernpatriarchen als Investor und Freund den Hof gemacht, indem er im Schloss Oberwaltersdorf nahe Wien die Europa-Zentrale von Magna etablierte, samt angrenzendem Luxusvillenviertel und 18-Loch-Golfplatz. Jetzt ist Stronach für Pröll nur noch ein dahergelaufener Milliardär, "der glaubt, dass man mit Geld alles kaufen kann" — eine Anspielung auf Stronachs Umfeld, das sich aus etlichen Überläufern anderer Parteien zusammensetzt.

Zweistelliges Ergebnis in Kärnten?

Eine gänzlich andere Ausgangslage findet Stronach in Kärnten vor, dem südlichsten Bundesland. Dort wird ihm ebenfalls ein zweistelliges Ergebnis zugetraut. Aber die politischen Folgen sind wegen der zersplitterten Parteienlandschaft ungleich geringer als in Niederösterreich. Das politische Chaos, das der 2008 tödlich verunglückte Volkstribun Jörg Haider hinterließ, wirkt noch immer nach.

Für die Korruptionsaffären um die Skandalbank Hypo Alpe Adria, die vor Gericht bereits einigen Managern und einstigen Haider-Freunden jahrelange Haftstrafen einbrachten, dürften morgen seine politischen Erben die Quittung bekommen. Den Kärntner Freiheitlichen und ihrem Landeshauptmann Gerhard Dörfler droht der Verlust der Hälfte ihrer Stimmen. Profitieren davon wird am stärksten die sozialdemokratische SPÖ, die mit ihrem Spitzenkandidaten Peter Kaiser vermutlich den neuen Regierungschef stellen wird.

Stronach verweigert sich jeglicher politischer Verantwortung. "Wir nehmen an keiner Regierung teil", sagte er wiederholt im Wahlkampf. Das könnte seinem Saubermann-Image schaden. Die Landtagswahlen — im Frühjahr wird noch in Tirol und Salzburg gewählt — dienen dem Milliardär lediglich als Aufgalopp für die Nationalratswahl am 29. September. Da will er dann seinen größten Triumph über das verhasste Establishment einfahren.

(RP/anch)
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