„Die Partei“ im Europaparlament Semsrott schließt sich Grünen-Fraktion an – das könnte große Auswirkungen haben

Brüssel · Die Satirepartei „Die Partei“ stellt nach der Europawahl zwei Mandate in Brüssel. Jetzt hat sich einer der beiden Abgeordneten den Grünen angeschlossen. Das könnte gravierende Auswirkung für das Parlament haben.

Die Partei: Nico Semsrott schließt sich den Grünen-Fraktion an
Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Einer der beiden EU-Abgeordneten der Satirepartei "Die Partei" hat sich der Fraktion der Grünen im Europaparlament angeschlossen. Der Kabarettist Nico Semsrott sei ihrer Fraktion beigetreten, erklärten die Europa-Grünen am Dienstag in Brüssel. Semsrott sieht das Kräfteverhältnis etwas anders: Er habe die grüne Fraktion bei sich aufgenommen, twitterte der Kabarettist.

Die Spaßpartei "Die Partei", die im Jahr 2004 von Mitarbeitern des Satiremagazins "Titanic" gegründet wurde, sicherte sich bei der Europawahl mit 2,4 Prozent der Stimmen in Deutschland zwei Sitze im EU-Parlament. "Partei"-Chef Martin Sonneborn, der bereits 2014 mit gut 0,6 Prozent ins Europaparlament eingezogen war, wird nach eigenen Angaben vorerst fraktionslos bleiben.

Neben Semsrott hätten sich den Grünen auch die Abgeordneten der Piratenpartei angeschlossen, erklärten die Grünen weiter. Die Piraten, die für mehr Datenschutz und ein freies Internet einstehen, verfügen über vier Sitze im künftigen Parlament - einer aus Deutschland und drei aus Tschechien. Damit zähle die Fraktion der Grünen nun 74 Abgeordnete.

Die Aufnahme durch die Grünen wird der „Partei“ als Schachzug ausgelegt. Denn derzeit herrscht zwischen den Grünen und der Gruppierung der Rechtspopulisten aus Frankreich, Italien und weiteren Ländern Gleichstand bei den Mandaten.

Je mehr Mandate eine Fraktion erhält, desto mehr Redezeit gibt es im Europaparlament. Das Zünglein an der Waage könnte nun Satiriker Martin Sonneborn spielen. Er postete auf Facebook die derzeitigen Stimmenverhältnisse und schrieb: „Die 2 Partei-Mandate würden derzeit den Unterschied machen“.

Auch ein Beitritt der pro-europäischen Partei Volt ist noch möglich. Die junge Partei, die sich als "pan-europäisch" versteht und in mehreren EU-Ländern zur Wahl stand, errang einen Sitz in Deutschland. In einer europaweiten Mitgliederbefragung am 17. Juni soll darüber entschieden werden, ob der künftige Volt-EU-Abgeordnete Damian Boeselager sich den Grünen oder Liberalen anschließen oder fraktionslos bleiben soll.

(mja/AFP)
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