Euro-Finanzminister treffen sich am Abend Deutschland hat noch Fragen zur Griechenland-Rettung

Berlin · Die Bundesregierung hat unmittelbar vor dem Treffen der Euro-Finanzminister zur Griechenland-Rettung noch Fragebedarf angemeldet. Auch für Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker sind wichtige Details zum zweiten Rettungspaket nach wie vor ungeklärt.

Was bringt Athen das zweite Hilfspaket? Fragen und Antworten
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Foto: dapd, Axel Schmidt

Am Sonntag habe es auf Ebene der Staatssekretäre in Berlin eine vorbereitende Sitzung gegeben, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums am Montag in Berlin."Es wurden weitere Fortschritte gemacht, aber es gibt noch einige Punkte, bei den noch Klärungsbedarf besteht." Die Eurogruppe wollte am Montagabend in Brüssel über weitere Milliarden für Griechenland entscheiden.

Es lägen zwar immer mehr Papiere auf dem Tisch, sagte die Sprecherin. Das heiße aber nicht, dass man in allen Punkten "schon im grünen Bereich" sei. Als Beispiel nannte sie die Liste der Maßnahmen, die Athen erfüllen soll, damit weitere Hilfen fließen. Auch die "Verbesserung der Programmumsetzung" sei weiter ein Thema.

Eine politische Einigung gebe es zur Einrichtung eines Treuhandkontos, auf das Teile der Hilfsleistungen an Griechenland eingezahlt und dann direkt weitergeleitet werden sollen, sagte die Sprecherin. Aber über die Ausgestaltung dieses Sonderkontos werde noch verhandelt.

Juncker: "130 Milliarden nicht überschreiten"

Auch für Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker sind wichtige Details zum zweiten Rettungspaket nach wie vor ungeklärt. "Es steht noch offen, inwieweit der öffentliche Sektor sich an der Gesamtlösung beteiligen kann, und es bleibt die Frage zu klären, wie wir mit der Privatgläubigerbeteiligung im Detail umgehen", sagte er am Montag vor der entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister in Brüssel.

Dabei zeichnet sich ab, dass die Staaten nicht bereit sind, ihre zugesagten Hilfskredite von mindestens 130 Milliarden Euro noch einmal aufzustocken. Man müsse über das Gesamtvolumen reden, "weil wir dürfen die 130 Milliarden Euro nicht überschreiten", sagte Luxemburgs Premier.

Juncker zeigte sich zuversichtlich, dass die Minister nach monatelangem Gezerre das Paket auf den Weg bringen werden. "Ich möchte davon ausgehen können, dass wir heute zu endgültigen und abschließenden Beratungen kommen." Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte: "Ich bin zuversichtlich."

Griechenland habe die geforderten Vorleistungen der Euro-Minister erfüllt, sagte Juncker. Dazu zählte die Zustimmung des Parlaments und der Vorsitzenden der großen Parteien zum Sparkurs sowie zusätzliche Einsparungen von 325 Millionen Euro. Juncker pochte auf die Notwendigkeit einer Einigung: "Wir sind der Auffassung, das wir heute auch zu Potte kommen müssen, denn wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.

Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro sei keine Option. "Das wäre eine schlechte Lösung für Griechenland und genauso für den gesamten Euro-Raum", betonte Juncker.

Börsen nehmen Zustimmung vorweg

Die Freigabe zusätzlicher Hilfskredite für Griechenland ist in greifbare Nähe gerückt - entsprechend gut gelaunt zeigten sich an Rosenmontag die Anleger am deutschen Aktienmarkt. Der Dax markierte mit einem Plus von 1,6 Prozent auf 6956 Punkte den höchsten Stand seit knapp sieben Monaten. Der EuroStoxx50 legte um gut ein Prozent zu.

"Nach einigen Rückschritten und trügerischen Hoffnungsschimmern wetten Händler darauf, dass Griechenland den Pfad einer ungeordneten Insolvenz endlich verlassen kann - zumindest kurzfristig", sagte Aktienmarkt-Experte Jonathan Sudaria vom Brokerhaus Capital Spreads. Der Euro kletterte im Vergleich zu seinem New Yorker Freitagsschluss um mehr als einen US-Cent auf bis zu 1,3275 Dollar.

Finanzwerte im Plus

Die Hoffnung auf baldiges Ende der langwierigen Verhandlungen bescherte vor allem den Finanztiteln Kursgewinne, die stets sensibel auf Nachrichten rund um die Griechenland-Krise reagieren. Der europäische Bankenindex stieg um 1,3, der griechische sogar um 5,2 Prozent. Im Dax gewannen Commerzbank und Deutsche Bank 3,2 beziehungsweise knapp zwei Prozent.

Gefragt waren aber auch Stahlwerte wie ThyssenKrupp, Salzgitter und Klöckner & Co., die zwischen drei und vier Prozent zulegten. Hier setzten Investoren laut Händlern auf eine anziehende Weltwirtschaft. Genährt wurde der Konjunkturoptimismus unter anderem von der Lockerung der chinesischen Geldpolitik am Wochenende. Investoren hofften darauf, dass die Banken den dortigen Unternehmen nun mehr Kredite für Investitionen zur Verfügung stellen.

(APD/dpa/RTR)
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