Griechenland-Krise Der Euro wird weicher werden

Meinung | Berlin · Nach einem 17-stündigen Verhandlungsmarathon haben die Staats- und Regierungschefs der Eurozone grünes Licht für Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland gegeben. Es war weniger eine ökonomische als eine politische Entscheidung.

Grexikon – das griechische Schuldendrama von A bis Z
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Foto: Phil Ninh

Die Regierungschefs der Euro-Staaten hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie haben sich zwischen diesen beiden für das kurzfristig etwas leichter beherrschbare Übel entschieden. Es war dies weniger eine ökonomische als eine politische Entscheidung. Griechenland nicht vor der Staatspleite und dem Euro-Austritt zu bewahren, wäre international als ein Rückschlag für das europäische Integrationsprojekt verstanden worden. Dieses Argument schlug am Ende alle anderen.

Jede andere Entscheidung hätte kurzfristig das Chaos in Griechenland verschärft und dort eine noch tiefere humanitäre Krise ausgelöst. Für die Eurostaaten wäre auch das teuer geworden, nicht nur wegen des möglichen Verlusts von Hunderten Milliarden Euro an Hilfskrediten, auch wegen der enormen Folgekosten wegen weiterer echter Hilfszahlungen an Griechenland. Die geopolitischen Risiken — sowohl was die Sicherheits- und Terrorbekämpfungspolitik als auch die Flüchtlingspolitik Europas angeht — wären besonders stark gewachsen.

Die Euro-Zone hätte den Grexit zwar ökonomisch überstanden, und auch die EU wäre nicht wirklich politisch in Gefahr gewesen. Hier waren in den vergangenen Tagen viele Übertreibungen im Spiel. Doch politisch hätte der Grexit einen tiefen Graben durch Europa gerissen, der möglicherweise nicht wieder hätte aufgeschüttet werden können: Hier der wirtschaftlich starke und zuverlässigere Norden mit seiner erfolgreichen "Austeritätspolitik", dort der schwache Süden mit seinem Laissez-Faire, der den Anforderungen der gemeinsamen Währung nicht mehr genügen kann.

Nun wird die Euro-Zone mit den Folgen dieser Einigung leben müssen. Denn künftig werden andere schwächere Staaten ähnliche Zugeständnisse und Rückzahlungserleichterungen erwarten können, wie sie Griechenland gewährt wurden. Zudem steht die Einigung bisher nur auf unsicheren Beinen, schwere Hürden werden noch zu überwinden sein in den nächsten Tagen und Wochen. Der Euro wird nicht nur wegen der unterschiedlichen Zinspolitik der großen Notenbanken, sondern auch wegen dieser wackeligen Einigung kurz- und mittelfristig weicher bleiben als in früheren Jahren. Das kann immerhin helfen bei der Überwindung dieser Krise.

(mar)
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