BDI-Chef Grillo warnt vor Manipulationen "Der Euro steht nicht gefährlich hoch"

Berlin · Die deutsche Industrie hat vor politisch motivierten Wechselkursmanipulationen gewarnt. "Entscheidend ist, dass die Währung ohne Intervention der Politik am Markt bewertet wird", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo unserer Redaktion.

 Ulrich Grillo sprach mit unserer Redaktion.

Ulrich Grillo sprach mit unserer Redaktion.

Foto: dapd, Andreas Arnold

Die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft haben die führenden Industrie- und Schwellenländer vor einem gefährlichen Abwertungswettlauf ihrer Währungen gewarnt. Berlin erwarte, dass sich die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer am Wochenende in Moskau dazu bekennen, politisch motivierte Eingriffe zur Abwertung ihrer Währungen zu unterlassen, sagte gestern ein hochrangiger Vertreter der Bundesregierung. "Entscheidend ist, dass die Währung ohne Intervention der Politik am Markt bewertet wird", sagte auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo.

Am Freitag und Samstag treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Moskau. Dabei soll vor allem Japan im Fokus stehen. Die japanische Notenbank hatte offenbar auf Anweisung der Regierung die Märkte seit November mit Geld überschwemmt und so den Wert des japanischen Yen gegenüber dem Euro und dem US-Dollar stark gedrückt. Frankreich hatte daraufhin zu Wochenbeginn erklärt, auch die Politik in anderen Weltregionen solle in abgestimmter Weise alle geldpolitischen Instrumente nutzen können, um für mehr Wechselkursstabilität zu sorgen. Frankreichs angeschlagene Wirtschaft leidet stark unter dem Anstieg des Euro-Kurses.

Um die Gefahr eines Währungskriegs zu bannen, hatten die führenden sieben Industriemächte auf Drängen Großbritanniens schon am Dienstag eine Erklärung abgegeben. Wechselkurse sollten am Markt frei gebildet werden, heißt es darin. Es habe darüber keinen großen Dissens gegeben, auch Japan habe zugestimmt, sagte der Berliner Regierungsvertreter. Er hoffe, dass sich die 20 Top-Wirtschaftsmächte der G7-Erklärung in Moskau anschließen würden, hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärt.

"Das Anwerfen der Notenpresse und der unbegrenzte Ankauf von Schuldverschreibungen können Fehlentwicklungen allenfalls kurzfristig beruhigen", sagte auch der neue BDI-Chef Grillo unserer Redaktion. "Aber das führt nicht zu einer langfristigen Gesundung der Ökonomie." Grillo warnte auch vor Übertreibungen. "Wir sollten die derzeitige Debatte nicht dramatisieren", sagte der Industriepräsident. Stärke und Schwäche des Euro seien sehr relativ. "Ich glaube nicht, dass der Euro gefährlich hochsteht." Dessen Kurs werde an der Börse und nicht politisch festgelegt. Da gebe es naturgemäß Schwankungen. Umso wichtiger sei der einheitliche Währungsraum für Deutschland. "Ein hoher Kurs ist Ausdruck der Stärke Europas, so wie uns die Märkte bewerten. Wir sind in Europa auf einem guten Weg."

Schäuble werde beim G 20-Treffen auch auf gemeinsame Ziele zum Schuldenabbau pochen, sagte der Regierungsvertreter. Die Euro-Zone werde den Rest der Welt an die bereits bei den Gipfeln in Toronto 2010 und in Los Cabos 2012 vereinbarten Zielsetzungen erinnern. Demnach sollten die G 20-Länder eigentlich bis 2013 ihre Defizite halbiert und ihre Schuldenstände bis 2016 stabilisiert haben. Davon sind vor allem die USA und Japan weit entfernt. US-Präsident Barack Obama will dem Schuldenabbau weiterhin keinen klaren Vorrang geben. Ab einer bestimmten Verschuldungsgrenze sei Wachstum unmöglich, argumentiert dagegen Berlin. Man sei gespannt, wie sich der neue US-Finanzminister Jack Lew positioniere.

(mar)
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