Neue Studie feiert die Krisen-Währung Der Euro macht alle zu Siegern

Brüssel · Griechen-Pleite, Krisen-Gipfel, Eurobonds, Schulden-Kollaps: Immer wenn vom Thema Euro die Rede ist, werden Gesichter ernst und die Schlagzeilen düster. Eine neue Studie von McKinsey belegt jetzt: Die gemeinsame Währung ist wahrscheinlich der größte Wachstums- und Wohlstandsmotor in der Geschichte Europas. Und dies auch in den Ländern, die derzeit auf der Kippe stehen.

Zehn Jahre Euro - Erinnerungen an den Start der Einheitswährung
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Die Tageszeitung "Die Welt" zitiert aus einer Studie des Beratungsriesen McKinsey. Demnach kamen die Experten bei ihren Berechnungen zu erstaunlichen Ergebnissen. Im Jahr 2010 hat die gemeinsame Währung den Wohlstand in den Euro-Ländern um 332 Milliarden Euro gemehrt. Die Hälfte dieser Summe entfällt auf Deutschland. Auf alle 17 Länder bezogen macht der Zuwachs 3,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukte (BIP) aus. Beim Export-Riesen Deutschland fällt der Anteil den Berechnungen zufolge mit 6,4 Prozent noch größer aus.

Österreich legt am meisten zu

Der prozentual größte Gewinner in Sachen BIP ist Österreich mit 7,8 Prozent. Vor Deutschland setzten sich die Finnen mit 6,7 Prozent auf den zweiten Platz. Gründe für dieses Mehr an Wirtschaft und Wohlstand gibt es viele: Steigende Handelsbilanzen mit den europäischen Nachbarn und wegfallende Risiken durch Währungsschwankungen zählen zu den Wichtigsten. Kriselnde Staaten wie Griechenland oder Spanien verzeichnen weniger Zuwachs, zählen der Studie unter dem Strich aber auch zu den Siegern.

Die Probleme des Euros verschweigt McKinsey nicht. Als Hauptproblem haben die Experten extreme Unterschiede bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Euro-Länder ausgemacht. Im Dollar-Raum funktioniere der Ausgleich besser, auch weil US-Amerikaner öfter bereit sind, in einem anderen Bundestaat zu arbeiten. Eine Aufspaltung der Eurozone hält McKinsey indes für eine falsche Antwort auf die Herausforderungen. Ein solcher Schritt hätte auch für Kerneuropa spürbare Wohlstandsverluste zur Folge.

Faule Anleihen sind keine Antwort

Der immer wieder auftauchenden Forderung, die EZB solle nach US-Vorbild massenhaft faule Staatsanleihen aufkaufen, erteilt McKinsey eine Absage. Indirekt loben die Macher den Krisen-Kurs von Kanzlerin Merkel: Eine Mischung aus langfristigen Strukturreformen und strengerer Überwachung der nationalen Haushalte. Unter diesen Vorgaben könne die Wirtschaft in Kerneuropa zwischen 2011 und 2016 immerhin um 1,9 Prozent wachsen.

Auf die Kanzlerin kommen indes neue Sorgen in Sachen Euro zu : "Die Lage im Euro-Raum ist ernst", sagte Merkel am Montagabend vor 1400 Unternehmern, die zum Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf (IHK) ins Maritim-Airport-Hotel gekommen waren.

"Der Euro sei aller Mühen wert"

Europas Staatschefs hätten auf den vergangenen Gipfel-Treffen zwar die Weichen für die mittelfristige Erholung gestellt. "Doch rasch muss Europa auch das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen." Der Euro sei aller Mühen wert. "Er hat sich bewährt. Der Euro ist stabiler, als es die D-Mark in ihren letzten zehn Jahren war", sagte Merkel mit Blick auf die Inflationsraten.

Zur Lösung der Krise gebe es aber kein Patentrezept, stattdessen müsse Europa viele Hausaufgaben erledigen. Die Länder müssten ernst machen mit dem Schuldenabbau und der Fiskalunion, also der schärferen Kontrolle der nationalen Haushalte durch die Europäische Union. Europa müsse jetzt nachholen, was es bei der Schaffung der Eurozone versäumt habe. Zugleich müssten sich die Länder an ihre Verabredungen halten.

"Fester politischer Wille"

Ebenso müssten sich die Menschen in Europa von der Vorstellung verabschieden, dass Wachstum nur durch staatliche Ausgabenprogramme zu erreichen sei. "Das geht auch durch Strukturreformen, zum Beispiel am Arbeitsmarkt." Deutschland könne beim Abbau der Jugendarbeitslosigkeit von Skandinavien lernen. "Ich habe den festen politischen Willen, dass wir den Euro stärken", sagte die Kanzlerin weiter. "Und das geht nur mit mehr Europa und nicht mit weniger."

(csi)
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