David Cameron stößt auf Widerstand Boris Johnson will den Brexit

London · Der populäre Londoner Bürgermeister Boris Johnson will sich beim bevorstehenden EU-Referendum für den Austritt Großbritanniens einsetzen. Prompt gehen die Kurse in den Keller.

 Londons Bürgermeister Boris Johnson gilt als so gewiefter wie populärer Populist.

Londons Bürgermeister Boris Johnson gilt als so gewiefter wie populärer Populist.

Foto: afp, CR

Es gehe um die Souveränität Großbritanniens, begründete er am Sonntag seinen Schritt. Das Projekt der politischen Gemeinschaft "ist in Gefahr, außer Kontrolle zu geraten", sagte er.

Der Europäische Gerichtshof etwa spreche für rund 500 Millionen Menschen Recht, kritisierte Johnson. "Es gibt zu viel juristischen Aktivismus, es gibt zu viele Gesetze, die von der EU kommen." Johnson meinte, sein Engagement für den Austritt sei nicht gegen Premierminister David Cameron gerichtet.

Britische Medien handeln Johnson bereits als mögliche Schlüsselfigur im Lager der Austrittsbefürworter. Er wird auch als potenzieller Gegenspieler von Cameron mit Ambitionen auf dessen Amt gesehen. Cameron wirbt für einen Verbleib in der Gemeinschaft. Am 23. Juni sollen die Briten entscheiden, ob sie in der EU bleiben oder austreten wollen, der Ausgang der Abstimmung gilt als offen.

In den britische Medien wird Johnsons "No" als schwerer Ballast für Cameron gewertet. "Boris Johnsons Entscheidung, für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zu argumentieren, hat David Camerons Aufgabe, das Referendum am 23. Juni zu gewinnen, plötzlich um Einiges schwerer gemacht", schrieb der "Telegraph". Für Cameron werde es keineswegs nach Wunsch laufen.

Die Diskussion zeigt bereits Auswirkungen an den Märkten. Die Spekulationen um den möglichen Brexit brachten das Pfund am Montag heftig ins Straucheln. Die Währung des Vereinigten Königsreichs fiel in der Spitze um 1,2 Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,4235 Dollar. Für Verunsicherung sorgte vor allem die Ankündigung Johnsons.

Cameron, der die Bürger am 23. Juni in einem Volksentscheid abstimmen lassen will, hatte zuvor um die Stimme Johnsons geworben. Seinen Ministern hatte der Premier freigestellt, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Sechs Minister, darunter Justizminister Michael Gove, erklärten daraufhin, sich für einen Brexit einzusetzen.

Die Ungewissheit wegen des Ausgangs des Referendums dürfte weiter auf dem Pfund lasten, sagte Elias Haddad, Stratege bei der Commonwealth Bank. Cameron und die übrigen Staats- und Regierungschefs der EU hatten sich am Freitagabend nach 18-stündigen Verhandlungen in Brüssel auf ein Reformpaket verständigt, mit dem ein Brexit verhindert werden soll.

(dpa)
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